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Ok So-ri hat ihren Mann betrogen. Das Gspusi zwischen der südkoreanischen Schauspielerin und einem italienischen Koch sowie einem Sänger war ein gefundenes Fressen für die Yellow Press.
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Doch die Affäre interessierte auch die Justiz. Denn in Südkorea ist Ehebruch strafbar und wird mit bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet. Ok wurde zu acht Monaten verurteilt, ausgesetzt zwei Jahre auf Bewährung. Eine Entscheidung, die gegen Oks Rechtsempfinden verstieß. Zumal ihr Mann - dem vom Gericht eine Teilschuld an der Scheidung gegeben wurde - nicht gerade ein Mustergatte zu sein scheint.
"Mein Mann hat gut verdient, aber das ganze Geld in Stripteaselokalen, Kabaretts und Massagesalons ausgegeben. Er hat mit vielen Frauen geschlafen, mit mir aber nur zehn Mal in elf Jahren Ehe", klagte Ok. Der Radiomoderator erhielt dennoch das Sorgerecht für die gemeinsame achtjährige Tochter zugesprochen.
Was Ok an dem Fall zusätzlich störte, war die Tatsache, dass sich der Staat in das (sexuelle) Privatleben eines Paars einmischte. Die strafrechtliche Regelung des Ehebruchs schränke ihre persönliche Freiheit ein, argumentierte Ok. Also brachte sie den Fall vor den südkoreanischen Verfassungsgerichtshof. Damit sollte dem Ehebruch-Gesetz aus dem Jahr 1953 ein Ende bereitet werden.
Ok avancierte zur Speerspitze einer ganzen Bewegung von Juristen, Professoren und Menschenrechtsaktivisten gegen das Gesetz. Während Befürworter anmerkten, dass das Gesetz eigentlich zum Schutz der Frauen in einer männlich dominierten Gesellschaft diene, plädierte der Anwalt der Schauspielerin vor Gericht: "Das Ehebruchgesetz ist zu einem reinen Rache-Instrument degeneriert und dient nicht mehr dazu, eine Ehe zu retten."
Schon vor Jahrzehnten hatte sich gegen den umstrittenen Passus Widerstand formiert. 1990, 1993 und 2001 landete die Rechtsnorm vor dem Verfassungsgericht. Jedesmal blieben die Bemühungen, sie auszuhebeln, erfolglos. Und auch im Dezember 2008 konnte Ok mit ihrer Klage nicht durchdringen. Immerhin fünf der neun Richter gaben der damals 39-Jährigen recht. Doch die nötige Zweidrittelmehrheit wurde damit um eine Stimme verfehlt. Die Richter befanden, dass eine Aufhebung des Ehebruch-Gesetzes die gesellschaftliche Moral des Landes schwächen würde.
Doch Oks Engagement und der Wirbel, den sie um das Gesetz gemacht hatte, sollten sich letztlich doch auszahlen. Im Zuge einer groß angelegten Rechtsreform nahm sich das Justizministerium der Angelegenheit an. Ein Sprecher erklärte, dass die damit befasste 24-köpfige Expertenkommission dafür gestimmt habe, Ehebruch straffrei zu stellen. Das Justizministerium arbeitet nun eine entsprechende Gesetzesvorlage aus, über die das Parlament noch Ende dieses Jahres abstimmen soll.
Oks Bewährungszeit wird dann abgelaufen sein. Doch im Gegensatz zu ihr könnten dann andere Südkoreaner nicht mehr für Ehebruch verurteilt werden.