Der Energiehunger der Welt nimmt täglich zu. Wie er allerdings gestillt werden kann, ist noch unklar. So gehen die Experten der Mineralölkonzerne davon aus, dass die Öl- und Gasreserven noch mehr als vier Jahrzehnte ausreichen werden. Doch schon jetzt müssten die Weichen zur Nutzung alternativer Rohstoffe gestellt werden, aber das passiert nur langsam. Ähnliches gilt für die Stromerzeugung. Bei Strom aus erneuerbaren Quellen hat Österreich vor allem wegen seines hohen Anteils an Wasserkraft eine Spitzenposition, von der andere Länder nur träumen können.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Auch wenn die ehemaligen Strommonopolisten anfangs ein Problem hatten, das Einspeisen von alternativ erzeugter Elektrizität in ihr Netz zu akzeptieren, müssen sie sich mittlerweile damit abfinden. Und viele Stromversorger sind selbst dazu übergegangen, die Initiative bei erneuerbaren Energien zu ergreifen.
So errichtet Wien Energie im nächsten Jahr ein Biomassekraftwerk in Simmering. Der burgenländische Lokalmatador Bewag setzt massiv auf Windenergie und wurde so zum größten Windparkbetreiber Österreichs. Die EVN zieht nach. Daneben haben eine Menge Privater es gewagt, ihr Glück mit Windstrom zu versuchen. In Niederösterreich ist die Angelegenheit derzeit beschwerlich, dort kämpfen die Windpioniere mit den Landesbehörden, um ihre Windräder genehmigt zu bekommen.
Die Tiroler Wasserkraft (Tiwag) setzt auf profitable Kleinwasserkraftwerke und möchte auch für größere Anlagen den geförderten Einspeisetarif. Dasselbe gilt für den Verbund.
Der Kampf Wasser gegen Wind beginnt
Der größte heimische Stromversorger hat noch andere Anliegen. Einerseits möchte er die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die zum Schutz der Flora und Fauna in und an Gewässern erlassen wurde, in Österreich abgemildert umgesetzt wissen. Das vom Verbund skizzierte Szenarion klingt dramatisch: Sollte die Richtlinie allzu streng ausgelegt werden, gehen Österreich 15 Prozent der Wasserkraft verloren.
Zur Regelung der Ökostromerzeugung trat 2003 ein Gesetz in Kraft. Doch da die Industrie, die Konsumentenschützer wie auch der Energie-Regulator permanent über die wachsenden Ausgaben klagen, soll schon nächstes Jahr ein neues Ökostromgesetz gelten. Die Verhandlungen dazu sind soeben in Gang: Der Kampf lautet Wasser gegen Wind. Die alternativen Erzeuger haben Angst, dass ihnen der Saft abgedreht wird. So will Wirtschaftsminister Bartenstein auf Anregung des Regulators ein Förderregime durchsetzen, das nur noch die effizientesten Anlagen zum Zug kommen lässt und diese per Ausschreibung ermittelt. Verbund und Tiwag unterstützen diesen Vorstoß, fordern aber im Gegenzug mehr Subventionen für die "effiziente Wasserkraft". Die Änderung würde die Windpioniere treffen, daher bevorzugen sie das derzeitige Modell der Einspeisetarife, von dem alle genehmigten Projekte profitieren.
Das Ziel, das sich Österreich gesteckt hat: Bis zum Jahr 2010 soll der Anteil der "Erneuerbaren" bei 78 Prozent liegen, davon 4 Prozent aus Ökostrom (Wind, Photovoltaik und Biomasse). Derzeit leisten die Alternativen einen ganz kleinen Beitrag von 0,07 Prozent zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs, da noch immer fossile Rohstoffe und Atomkraft die Nase vorne haben. Doch mit jeder Initiative wird eine Entwicklung in Gang gesetzt, die vielleicht in ferner Zukunft größere Früchte trägt. Der Anteil der alternativen Energie steigt schon jetzt von Jahr zu Jahr. Es ist nicht auszuschließen, dass manchmal die falschen Anreize gewählt oder Umwege eingeschlagen werden. In Bezug auf den Energiekonsum sollten wir jedoch, in unserem eigenen Interesse, immer die Auswirkungen auf die Umwelt mitberücksichtigen. n