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Ökologie ist nicht global

Von Georg Friesenbichler

Politik

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"Der Abschluss des Energiekapitels ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben", äußerte Österreichs Umweltminister Wilhelm Molterer leichte Enttäuschung. Sein grüner Amtskollege Jürgen Trittin sieht es hingegen schon als gewissen Erfolg, dass "erneuerbare Energien" überhaupt zum Thema geworden sind.

Ist es nur der Wahlkampf in Deutschland, der einen grünen Politiker positive Ergebnisse dort orten lässt, wo sein konservativer Amtskollege kaum welche sehen kann? Die Reaktionen von Seiten der Regierungen fielen zwiespältig aus. Eindeutiger ist die Haltung von Umweltschützern, die von einem "Gipfel der Schande" sprachen. Den USA alleine die Schuld an den schwachen Kompromissen zu geben, wie sie es tun, scheint allerdings zu kurz gegriffen. Auch Saudi-Arabien, Japan, Australien und Kanada sprachen sich gegen einen Zeitplan für die Steigerungsraten von erneuerbaren Energien aus. Amerikaner und Entwicklungsländer haben gemeinsam die Verurteilung von gefährlichen Chemikalien verwässert. Freilich: In den unterschiedlichen Konstellationen, die weiter reichende Beschlüsse verhindert haben, waren die USA immer mit dabei. Sogar beim Gesundheitskapitel, gemeinsam mit dem Vatikan.

Es sind oft nur wenige Worte, die in solchen Fällen darüber entscheiden, ob ein Beschluss überhaupt gefasst werden kann, und um diese wurde, wie bei solchen Großkonferenzen üblich, heftig gerungen - heraus kommt, wenig überraschend, nur der kleinste gemeinsame Nenner in Form von Absichtserklärungen. Ihre Umsetzung ist dann noch um einiges schwieriger - auch ein eifriger Verfechter des Kyoto-Protokolls wie Österreich ist von der Umsetzung seiner ehrgeizigen Ziele innerhalb der eigenen Grenzen weit entfernt.

Das wichtigste Ergebnis von Johannesburg waren vielleicht die konkreten kleinen Projekte, die am Rande des Gipfels vereinbart wurden. Globalisierung bleibt vorerst eine Angelegenheit der Ökonomie, im Bereich der Ökologie dominieren weiterhin die Unterschiede in Ideologien und Gesellschaftssystemen. Um diese abzubauen, reicht eine Großveranstaltung von eineinhalb Wochen nicht. Das braucht Zeit. Die Zeit, die dem Ökosystem Erde unterdessen davon läuft.