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Öl-Angriff: Trump droht mit Vergeltung

Von WZ Online

Politik

Nach einem Angriff auf das Zentrum der Ölindustrie Saudi-Arabiens verschärfen die Spannungen am Golf. Denn die USA machen den Iran verantwortlich.


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Washington/Riad/Teheran. Die jüngsten Drohnenangriffe auf saudi-arabische Ölanlagen haben neue Spannungen zwischen den USA und dem Iran und damit Nervosität an den Weltmärkten ausgelöst. "Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen, und warten mit geladener Waffe auf die Bestätigung", drohte US-Präsident Donald Trump in der Nacht auf Montag auf Twitter an die Adresse Teherans gerichtet.

Später setzte er auf der Kurzmitteilungsplattform noch mal nach: "Wir sind mittlerweile als Energieproduzent die Nr. 1 der Welt. Wir brauchen kein Öl & Gas aus dem Nahen Osten (. . .), wir werden aber unseren Verbündeten helfen."

Zuvor hatte US-Außenminister Mike Pompeo den Iran offen beschuldigt, hinter dem Angriff auf die größte Ölanlage der Welt zu stecken. Auch US-Energieminister Rick Perry machte den Iran für den Drohnenangriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien verantwortlich und warf der Islamischen Republik einen Angriff auf den globalen Energiesektor vor. "Das war ein vorsätzlicher Angriff auf die Weltwirtschaft und den globalen Energiemarkt", sagte Perry am Montag bei einem Treffen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien.

Teheran wies die Vorwürfe als "inakzeptabel und völlig unbegründet" zurück. Die EU-Kommission, Großbritannien, Deutschland und China mahnten, keine Schuldzuweisungen vor Prüfung der Fakten vorzunehmen.

Mehr Fakten gefordert

"In Abwesenheit einer überzeugenden Untersuchung Schlüsse darüber zu ziehen, wer die Verantwortung tragen sollte, könnte an sich unverantwortlich sein", sagte die Sprecherin der chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, am Montag in Peking. Alle Betroffenen sollten davon absehen, etwas zu tun, was die regionalen Spannungen noch eskalieren lassen könnte.

Auch der britische Außenminister Dominic Raab mahnte zu Geduld bei Schuldzuweisungen und Reaktionen. Die Attacke sei ein willkürlicher Verstoß gegen internationales Recht: "In der Frage der Verantwortung ist das Bild nicht eindeutig." Reaktionen müssten auf internationaler Ebene erfolgen, zuvor aber alle Fakten auf dem Tisch liegen. Eine Sprecherin der EU-Kommission äußerte sich ähnlich und nannte die Drohnenangriffe zugleich "beklagenswert".

 Iran brachte Tanker auf

Für Zündstoff könnte auch noch eine weitere Aktion des Irans am Montag sorgen: Die iranischen Revolutionsgarden haben einem Medienbericht zufolge im Persischen Golf erneut ein Schiff aufgebracht. Der Besatzung werde vorgeworfen, sie habe 250.000 Liter Diesel in die Vereinigten Arabischen Emirate schmuggeln wollen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA am Montag.

Die Crew sei den iranischen Behörden übergeben worden. Die Nationalität des Schiffes und der Seeleute blieb zunächst unklar.

An den Handelsplätzen machte sich angesichts der neuen Spannungen am Golf jedenfalls zusehends Unruhe breit: Es kam zum stärksten Ölpreis-Anstieg seit dem Golfkrieg 1991. Die USA sind bereit, nach den Angriffen die globalen Märkte mit Öl aus ihrer strategischen Reserve zu stützen. Trump schrieb auf Twitter, er habe das autorisiert.

Zu den Drohnen-Agriffen hatten sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Bürgerkriegsland Jemen bekannt. Sie drohen zudem mit weiteren Attacken auf die saudi-arabische Ölindustrie. Die Anlagen des staatlichen Öl-Konzerns Saudi Aramco seien nach wie vor ein Ziel, erklärte die Miliz am Montag. Sie könnten jederzeit angegriffen werden. Ausländer sollten das Gebiet verlassen.

Hoffnungen auf eine Annäherung zwischen den USA und dem Iran, der unter US-Sanktionen wegen seines Atomprogramms leidet, zerschlugen sich nach der Eskalation der Lage am Golf: Irans Präsident Hassan Rouhani lehnt es ab, Trump am Rande der nächsten UNO-Vollversammlung in New York zu treffen. "Weder steht ein solches Ereignis bevor, noch wird es stattfinden", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Abbas Moussavi, und fügte hinzu: "Ein solches Treffen wird es nicht geben." Teheran hat ein direktes Gespräch wiederholt abgelehnt, das Weiße Haus hatte dies nicht ausgeschlossen.

Ölproduktion hart getroffen

Durch die Drohnenangriffe wurde nun die Ölproduktion beim Erzfeind Saudi-Arabien hart getroffen: Nach dessen Angaben fällt bis auf weiteres die Produktion von 5,7 Millionen Barrel Öl pro Tag aus - das entspricht fünf Prozent der weltweiten Produktion. Insidern zufolge könnte es Monate dauern, bis die Ölproduktion wieder normal läuft. Nennenswerte Ausfälle in der Versorgung werden aber nicht erwartet. Es gebe weltweit genug Öl in Lagerbeständen, um Lieferausfälle aus Saudi-Arabien auszugleichen, sagte auch Russlands Energieminister Alexander Nowak.

Doch für die Märkte war dies kein Grund zur Entwarnung: Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um zeitweise knapp 20 Prozent und kostete mit 71,95 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt vor vier Monaten. Gleichzeitig verloren die Aktienindizes Dax und EuroStoxx50 jeweils etwa ein halbes Prozent auf 12.392 und 3525 Punkte.