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Nach dem steilen, rund zehnprozentigen Anstieg in den vergangenen sieben Tagen hat sich der Ölpreis seinem historischen Rekordhoch zu Beginn des irakisch-iranischen Kriegs vor 27 Jahren angenähert - auch nach dem realen Geldwert. Zu heutigen Preisen wäre das Fass Öl 1980 bei seinem Rekordstand 90,46 Dollar wert gewesen. In der Spitze wurde das Fass am Dienstag schon um 87,97 Dollar gehandelt. Seit 2002 haben sich die Ölpreise damit vervierfacht, binnen der letzten zwölf Monate haben sie um 60 Prozent zugelegt.
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Die Hurrikan-Saison in der Karibik ist zwar glimpflich vorüber gegangen - der Ölpreis steigt trotzdem.
Die Opec hebt ihre Förderquoten per 1. November an - obwohl sie den Markt eigentlich ausreichend versorgt sieht - und versichert zusätzlich, auch starke Nachfrage im kommenden Winter zuverlässig abdecken zu können - der Ölpreis steigt trotzdem.
Die Türkei nimmt sich beim Säbelgerassel gegen die irakischen Kurden wieder etwas zurück - der Ölpreis steigt trotzdem.
Warum?
Sicher bleiben die Nachrichten von der türkisch-irakischen Grenze beunruhigend; immer noch liegt der viertgrößte Ölexporteur der Welt, der Iran, wegen seines umstrittenen Nuklearprogramms im Streit mit dem Westen; trotz der hohen Preise steigt die Nachfrage nach Öl vor allem in den Boomländern Asiens weiter; und immer noch gibt es einen Engpass bei den weltweiten Raffineriekapazitäten, in die vor allem in den USA jahrelang viel zu wenig investiert worden war.
Aber gut ein Drittel der heurigen Preissteigerung von 50 zu Jahresanfang auf nunmehr fast 90 Dollar - und sicher den Großteil des 10-Dollar-Preissprungs der letzten fünf Wochen - schreiben Marktbeobachter Spekulanten zu: "Es strömt ungeheuer viel Geld in den Markt." Die großen Investment- und Hedge-Fonds legen nach einiger Zurückhaltung zu Jahresbeginn zuletzt wieder Milliarden und Abermilliarden in Ölkontrakten an - vor allem seit die US-Leitzinssenkung die Talfahrt der amerikanischen Währung beschleunigt hat.
Die Schwäche des Dollar - er ist weiterhin die weltweite Verrechnungswährung für Öl - soll mit steigenden Preisen kompensiert werden. Auch Gold und andere in Dollar gehandelte Rohstoffe werden deshalb teurer. Der starke Euro federt dagegen den Ölpreisanstieg noch ab: Mit knapp unter 60 Euro war Öl am Dienstag noch billiger als im Juni 2006.
Durchbricht der Ölpreis bald die Marke von 100 Dollar je Fass? Die Experten sind derzeit uneinig, wie es weiter geht. Wird es ein harter Winter, sehen wir bald den dreistelligen Preis, meinen die einen. Andere sind der Ansicht, dass bei 90 Dollar das "Ende der Fahnenstange" erreicht sein dürfte; dann würden die Spekulanten ihre Gewinne mitnehmen. Für nächstes Jahr erwarten deutsche Experten dann wieder Preise unter 75 Dollar.