Förderung wird immer aufwendiger. | Politisch gesteuerte Konzerne kontrollieren Reserven. | Öl schadet nicht nur dem Klima, es geht auch zu Ende, also weg vom Öl. Schlachtrufe dieser Art sind in der letzten Zeit immer häufiger zu hören, meist von jenen, die ihr Geschäft in Alternativen sehen.
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Als Beispiel wird gern die Nordsee genannt, dort sinkt die Förderung seit Jahren. Auch Südamerika, dort aber eher aus politischen Gründen: ExxonMobil macht den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und dessen Verstaatlichungen dafür verantwortlich. Weltweit sinkt die Produktion aus bestehenden Ölvorkommen seit 2004.
Das Absinken der Förderung liegt in der Natur von Öllagerstätten: Ist einmal eine bestimmte Menge Öl entnommen, lässt der Druck nach, das Öl fließt immer spärlicher. Die Ausbeute aller Öllagerstätten der Welt liegt derzeit im Schnitt bei 35 Prozent, 65 Prozent des Öls bleiben im Boden. Und die können angezapft werden: Gas, Wasser oder Dampf werden in den Boden gepresst, so kommt mehr Öl heraus. In der Nordsee ist man schon bei knapp 40 Prozent Ölausbeute, 50 Prozent werden als Ziel genannt. Das ist zwar teuer, aber: "Bei den heutigen Preisen zahlt sich das alles aus", sagt Wolfgang Ernst in der Strategieabteilung des OMV-Konzerns.
Das erst im November entdeckte Ölvorkommen vor der Küste Brasiliens zeigt eine weitere technische Entwicklung: Tiefwasserbohrungen. Laut Shell und Internationaler Energieagentur (IEA) war noch 1990 bei einer Wassertiefe von 800 Metern Schluss, heute werden 3500 Meter Wassertiefe bewältigt, bevor der Boden angebohrt wird.
Und heimlich, still und leise hat sich Kanada zur Erdölmacht entwickelt: Die Ausbeute von Ölschiefer und Teersanden ist bei den Preisen der letzten Jahre rentabel geworden.
Unsicherheiten herrschen auch beim künftigen Verbrauch: Niemand weiß, wann und in welchem Ausmaß etwa China oder Indien oder die USA die Energieeffizienz auf ihre energiepolitische Prioritätenliste setzen.
Unterschiedlich daher auch die Zukunftsszenarien: Die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe erwartet den Höhepunkt der weltweiten Ölförderung für das Jahr 2020. Die Energy Information Administration der US-Regierung geht in ihrem Szenario von konventionellen Ölvorkommen aus, ebenso wie die deutsche BGR, nimmt aber unterschiedliche Werte beim Verbrauch an, zwischen plus drei und Null Prozent pro Jahr. Und bei einem Prozent Mehrverbrauch kann sich der Höhepunkt der Ölförderung schon über das Jahr 2060 hinausschieben.
Die wirkliche Gefahr geht eher von der Politik aus: Die größten Ölreserven der Welt besitzen nationale Ölgesellschaften, wie die von Saudiarabien oder Iran. Unter den Top Ten gibt es nur drei privatwirtschaftliche Konzerne: ExxonMobil, BP und Shell. Die sind durchaus berechenbar, für politisch gesteuerte Konzerne gilt das weniger.