Die Furcht vor Produktionsausfällen beim russischen Ölkonzern Yukos, erneute Anschläge im Irak und hohe US-Ölimporte bei zugleich niedrigen US-Öllagerbeständen haben die Ölpreise am Mittwoch international auf neue Höchststände seit Jahren getrieben. In Österreich will unterdessen Konsumentenschutzminister Herbert Haupt gegen die Mineralölwirtschaft klagen.
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Der Preis für Rohöl zur Septemberauslieferung kletterte in New York bis auf 43,05 Dollar (35,77 Euro) je Barrel (159 Liter) und fiel dann auf 42,85 Dollar. Damit lag der Ölpreis auf dem höchsten Niveau seit Beginn des Ölterminhandels in New York 1983. Der bisherige Rekord war Anfang Juni mit 42,45 Dollar verbucht worden.
Händler führten den Anstieg auf Ängste über Produktionsausfälle beim größten russischen Ölexporteur Yukos zurück. Auf Yukos entfallen rund 20 Prozent der Ölförderung Russlands. Das Unternehmen, das sich in einem Steuerdisput mit der Regierung befindet, produziert laut "Wall Street Journals" täglich 1,7 Mio. Barrel Öl. Der Konzern hatte davor gewarnt, dass die Produktion nach dem vom Justizministerium angeordneten Verkauf des Förderbetriebs Juganskneftegas ausfallen könnte.
Analysten nennen als weitere Gründe für den Ölpreisanstieg die Terroranschläge im Irak, die geringen US-Lagervorräte sowie die hohe Nachfrage aus China. In den USA hat der Import von Rohöl in der letzten Woche mit 11,3 Mio. Barrel täglich einen neuen Rekordstand erklommen. Dabei nahmen die Einfuhren um mehr als 1,2 Mio. Barrel täglich zu. Nach Daten des American Petroleum Institute (API) verringerten sich die US-Lagerbestände an Rohöl in der Woche zum 23. Juli um 3,1 auf 298,7 Mio. Barrel.
Haupt ist empört
In Kärnten wurde gestern eine weitere Billigdiesel-Tankstelle eröffnet - die vierte Betriebstankstelle dieser Art in Kärnten, Nummer 5, 6 und 7 sollen in Kürze folgen. Auf dieses günstige Spritangebot und jenes von Diskont-Tankstellen verwies gestern Haupt, als er eine Kartellklage gegen Österreichs Mineralölwirtschaft vor dem Europäischen Gerichtshof ankündigte. Parallel dazu lässt er auch überprüfen, ob die Tankstellenpächter überhaupt als Unternehmer anzusehen seien. Die "Knebelungsverträge" legten die Vermutung nahe, dass die Pächter keine unternehmerische Freiheit haben. Wenn sie keine Unternehmer sondern "versteckte Mitarbeiter" seien, müssten Sozialabgaben geleistet werden. Vor einem Monat hat die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eine Analyse des Marktes gestartet. Man untersuche, ob ein Missbrauch der Marktmacht oder abgestimmtes Verhalten vorliege, erläutert dazu BWB-Mitarbeiter Rainer Kaltenbrunner gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Die Arbeiterkammer hatte bereits vor 3,5 Jahren eine Untersuchung angeregt. Absprachen konnten nicht nachgewiesen werden.