Preisauftrieb vernichtet 9000 Jobs in Österreich. | Singapur / Washington. Der US-Ölpreis hat sich am Freitag über der Marke von 130 Dollar gehalten und macht keinerlei Anstalten für eine Talfahrt. Im asiatischen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung im Juli 131,21 Dollar (83,28 Euro) und damit 40 Cent mehr als im späten Vortageshandel.
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US- Finanzminister Henry Paulson macht eine weltweit steigende Nachfrage bei knappem Angebot für die Ölpreis - Rekorde verantwortlich. Marktspekulationen seien nicht die Ursache dafür, erklärte er am Donnerstag in einem Interview des US-Kabelsenders CNBC. Die USA drängen die OPEC-Länder, die Ölförderung zu erhöhen. Das Kartell weist dies mit dem Hinweis auf den preissteigernden Einfluss von Marktspekulationen zurück.
Nach der jüngsten Rekordjagd mit einem Preissprung über die Marke von 135 Dollar haben zunächst Gewinnmitnahmen den US-Ölpreis wieder in die Nähe von 130 Dollar sinken lassen, sagte der Rohstoffexperte David Moore von der Commonwealth Bank of Australia. Mittlerweile scheint sich der Preis zum Wochenschluss aber über der Marke von 130 Dollar stabilisiert zu haben. Trotz der jüngsten Gewinnmitnahmen an den Ölmärkten könne von einer Entspannung der Lage keine Rede sein, sagte der Experte Mark Pervan von der ANZ Bank. Die Situation an den Ölmärkten sei weiterhin "brandheiß".
Hoher Ölpreis kostet Arbeitsplätze
Der dramatische Ölpreis-Anstieg heizt nicht nur die Inflation an, sondern dämpft das Wirtschaftswachstum und vernichtet auch in Österreich tausende Arbeitsplätze. Das sagte der Wifo-Energieexperte Kurt Kratena heute, Freitag, im Gespräch mit der APA. Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis um rund ein Viertel gestiegen, im Jahresabstand hat er sich verdoppelt. Ein Preisverdoppelung "hat zur Folge, dass 9.000 Arbeitsplätze dauerhaft weg sind", sagte Kratena.
Zur Inflation trägt eine Verdoppelung des Ölpreises laut Modellrechnung des Wifo etwa mit einem Prozentpunkt bei, das Wirtschaftswachstum sinkt um 0,3 Prozentpunkte. Besonders betroffen wären naturgemäß die Branchen Mineralöl-Verarbeitung, Kfz-Handel- und reparatur sowie Energieversorgung.
Allerdings wären auch Dienstleistungsbranchen betroffen, da der private Konsum bei einem solchen Szenario um 0,5 bis 0,6 Prozent sinkt. Anders als beim letzten Ölpreis-Schock vor etwa 25 Jahren, als die Inflation in den Lohnverhandlungen kompensiert worden sei, blieben heute die Lohnerhöhungen hinter den Preissteigerungen zurück, erklärte Kratena.(APA)
Der Ölpreis