"Ölpreis geht in Richtung 60 Dollar." | Öl-, Gold- und Minenaktien auf Talfahrt. | Wien. Sechs Handelstage in Folge mit sinkenden Ölpreisen - das hat es seit gut drei Jahren nicht mehr gegeben: Am Montag war Öl an den internationalen Rohstoffbörsen so billig zu haben wie seit fünf Monaten nicht mehr - die für Europa bestimmende Nordseesorte Brent um weniger als 65, US-Öl der Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) um weniger als 66 Dollar pro Barrel.
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Die Minister der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) haben bei ihrer 142. Konferenz in Wien dennoch die seit mehr als einem Jahr auf Rekordniveau hochgefahrene Förderquote von 28 Millionen Fass täglich (ohne den Irak) beibehalten - vorerst, wie betont wurde. Denn ihre Sorge wegen des rasant sinkenden Preises wächst - der Opec-Korbpreis notierte zuletzt bei knapp über 62 Dollar - und damit um gut 10 Dollar unter dem Rekordstand von Anfang August.
"Opec hat seit 2003 ein Überangebot produziert"
Opec-Präsident Edmund Maduabebe Daukoru - Erdölminister Nigerias - sollte deshalb von der Konferenz ermächtigt werden, notfalls noch vor dem nächsten regulären Treffen im Dezember eine Sondersitzung zu den Fördermengen einzuberufen. Daukoru selbst hatte vor dem Treffen am Sonntag in Wien erklärt, die Opec müsse sehr wohl die Grundlagen ihrer Förderpolitik überdenken - denn man habe "ungefähr seit Mitte 2003 ein Überangebot in den Markt gebracht". Eine Entspannung im Atomkonflikt zwischen dem Westen und dem Iran, noch keine Hurrikans im Golf von Mexiko, das Ende des Libanonkrieges und relativ hohe USÖlvorräte - all das hat aktuell dazu geführt, dass der Ölpreis, der noch Mitte Juli bei 78,40 Dollar einen Rekord erklommen hatte, nun "in Richtung 60 Dollar" unterwegs ist, wie Marktexperten erwarten.
Trotz des jüngsten Preisrückgangs kostet Öl aber immer noch rund drei Mal so viel wie Anfang 2002.
Dauerhaften Verfall der Preise verhindern
Das Kartell, das für gut ein Drittel des weltweit geförderten Öls steht, balanciert auf einem schmalen Grat: Man hat einerseits Bedenken, dass vor allem ein Erlahmen der US-Konjunktur die Nachfrage nach Opec-Öl 2007 drücken und so zu einem dauerhaften Verfall der Ölpreise führen könnte.
Gleichzeitig ist den Opec-Ministern jedoch bewusst, dass etwa ein neuer verheerender Hurrikan oder eine Verschärfung im Streit um Irans Atomprogramm jederzeit die Preise wieder höher treiben könnte - was wiederum die wirtschaftliche Abkühlung beschleunigen und so die Öl-Nachfrage - und damit die Preise - ebenfalls dauerhaft bremsen könnte.
"Es könnte sein, dass aus der Rohstoff-Preis-Blase der letzten Monate jetzt überhaupt die Luft draußen ist", meinte ein Volkswirtschafter der internationalen Investmentbank Morgan Stanley am Montag unter Verweis auf den ebenfalls rasch sinkenden Goldpreis: Erstmals seit Ende Juni sank dieser zum Wochenbeginn erstmals seit Ende Juni wieder unter die Marke von 600 US-Dollar.
Gold seit Mai um mehr als 100 Dollar billiger
Eine Feinunze Gold kostete am Montagmittag in London 596,75 US-Dollar (469,40 Euro) und damit 14,05 Dollar weniger als zum Handelsschluss am Freitag. Mitte Mai war eine Unze (31,10 Gramm) noch für mehr als 700 US-Dollar gehandelt worden.
Marktbeobachter sehen als Ursache sowohl die Entspannung im Iran-Konflikt - der hatte die Anleger in den sicheren Hafen Gold gedrängt -, ebenso aber den sinkenden Ölpreis. Denn auch zur Absicherung von Inflationsrisiken hatten sich die Investoren auf Gold verlegt.
Als Reaktion auf die Entwicklungen beim Öl- und Goldpreis brachen am Montag an den internationalen Börsen die Aktien der Ölbranche, von Versorgern und Minenunternehmen deutlich ein.