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Ölpreis und CO 2 -Debatte beflügeln die "nobelste Form erneuerbarer Energie"

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Nachfrageboom bei Wärmepumpen in ganz Europa. | Ochsner mit Umsatzsprung und doppelter Produktion. | Wien. Ein bisschen wie Hexerei klingt es ja für manche immer noch: Heizung und Warmwasser für ein ganzes Haus mit nur einem Viertel des bisherigen Energieaufwandes. Ohne Öl, Gas, Kohle oder Holz, einfach durch eine Pumpe, die mit dem so genannten Carnot-Prozess "Umgebungswärme niedriger Temperatur in Heizwärme höherer Temperatur" umwandelt. Heizenergie, aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdboden geholt: "Die nobelste Form der erneuerbaren Energie", wie der österreichische Wärmepumpenpionier Karl Ochsner am Mittwoch in Wien vor der Presse formulierte.


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Obwohl: Ein Zaubergerät mit dieser Art von Funktionsprinzip hat mittlerweile jeder Haushalt - den Kühlschrank. Und das andere Zaubergerät dieser Art wird auch immer häufiger: Angesichts steigender Energiepreise und Klimaschutzbemühungen boomt derzeit europaweit die Nachfrage nach Wärmepumpen wie noch nie: 2006 wurden in Österreich mit an die 14.000 Stück um fast 40 Prozent mehr Anlagen installiert als im Jahr davor, die Zuwachsraten in Deutschland und Frankreich betrugen sogar 100 bzw. 150 Prozent, berichtete Ochsner, der auch dem europäischen Branchenverband EPHA vorsteht.

Sogar Länder wie Schweden oder die Schweiz, wo Wärmepumpen schon länger weit verbreitet sind, verzeichneten im Vorjahr Zuwachsraten von mehr als 30 bzw. mehr als 20 Prozent. In der Schweiz werden mittlerweile in 76 Prozent aller Neubauten Wärmepumpen installiert.

70 Prozent Exportanteil

Ochsner, der die Linzer Traditionsfirma für Apparatebau und Prozesspumpen ab 1992 ausschließlich auf die Wärmepumpen-Produktion spezialisierte und bisher insgesamt 80.000 Anlagen verkaufte, hat im Vorjahr das Werk in Haag auf mehr als doppelte Kapazität ausgebaut - 8000 Stück statt vorher 3500 pro Jahr - und auch die Zahl der Mitarbeiter von 80 auf 150 erhöht. Der Umsatz stieg von 14 auf 25 Millionen Euro, 70 Prozent der Produktion gehen in den Export.

Im laufenden Geschäftsjahr will er nach dem "Quantensprung" moderater, aber immer noch zweistellig weiter wachsen. Im neuen deutschen Werk in Arnstadt bei Erfurt soll die Produktion von Luft/Wasser-Kompaktwärmepumpen konzentriert und ausgebaut werden. An einen Börsengang ist "mittelfristig" nicht gedacht. "Wir bleiben bei Klasse statt Masse, im obersten Technologie- und Qualitätssegment".

Als erster Hersteller hat man im Vorjahr eine neue Gerätegeneration auf den Markt gebracht, die bei allen Wärmequellen eine serienmäßige Vorlauftemperatur von 65 Grad Celsius zu Stande bringt. Damit ist der stark wachsende Markt der Heizungssanierung - Stichwort: Energieausweis-Verpflichtung - erschlossen, denn auch Heizkörper bestehender älterer Heizungssysteme können damit betrieben werden. Für größere Gebäude ist ab heuer auch eine Großwärmepumpen-Baureihe mit Leistungen von 100 Kilowatt (kw) bis zu 1 Megawatt (MW) im Angebot.

Daneben sieht man bei Ochsner auch großes Potential beim Einsatz von Wärmepumpen zur Kühlung: "Dann läuft das Ganze einfach umgekehrt ab - und wesentlich umweltschonender als bei herkömmlichen Klimananlagen."

Stichwort Klimaschutz: Wenn die Hälfte aller 1,4 Millionen österreichischen Ein- und Zweifamilienhäuser auf Wärmepumpenheizung umsteigt, dann spart das jährlich fünf Millionen Tonnen CO 2 - und Österreich hätte die Hälfte seiner Reduktionsverpflichtung zum Kyoto-Ziel erreicht.