Ölpreisrekorde bringen Exploratoren Auftragsboom. | Paris. (afp) Was die Verbraucher an den Zapfsäulen zur Verzweiflung treibt, beschert Ölsuchfirmen rund um den Globus Auftragseingänge in Milliardenhöhe. Mit Rohölpreisen um die 70 Dollar (55,8 Euro) pro Fass ist die mühsame Suche nach dem "schwarzen Gold" wieder ein lohnendes Geschäft geworden. Eine Handvoll Unternehmen teilt sich den Markt auf und profitiert davon, dass die großen Mineralölkonzerne die Erschließung neuer Vorkommen lange Zeit vernachlässigt haben.
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"Wir erleben ein wirklich außergewöhnliches Jahr, wahrscheinlich das Jahr des Jahrhunderts", jubelte Ende Juli Daniel Valot, Chef von Technip aus Frankreich, einer der größten Ölsuchfirmen der Welt. Im 1. Halbjahr konnte Technip Aufträge im Wert von 4 Mrd. Euro einsammeln - doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Neben Technip sind vor allem der US-Konzern Halliburton, das französisch-amerikanische Unternehmen Schlumberger und die italienische Saipem groß im Geschäft.
Noch vor zwei Jahrzehnten hatten die Mineralölkonzerne die Ölsuche selbst fest in der Hand. Doch mit Ölpreisen von unter 20 Dollar in den 90er Jahren schien sich das Geschäft nicht mehr zu lohnen. Unternehmen wie Shell, BP, ExxonMobil und Chevron Texaco machten eigene Suchbereiche dicht oder strichen sie kräftig zusammen. Die verbliebenen Aufträge bekamen externe Dienstleister, die oft auch Bohr- und Förderanlagen für die Ölkonzerne bauen.
Die haben durchaus schwere Jahre hinter sich. Denn die leicht zugänglichen Lagerstätten waren schon damals fast alle erschlossen. Neue Vorkommen mussten daher in den entlegensten Gegenden der Welt oder unter äußerst schwierigen Bedingungen tausende Meter unter dem Meeresspiegel gefunden werden. Ein gescheitertes Projekt konnte für die Dienstleister schnell das Aus bedeuten.
Doch wer bis heute überlebt hat, dürfte auf absehbare Zeit saniert sein. Die Aktienkurse der Ölsucher schießen seit dem vergangenen Jahr regelrecht in den Himmel. Binnen zwölf Monaten legten die Anteile von Schlumberger um 38%, von Saipem um 61% und von Technip um 50% zu.
US-Konzern profitiert vor allem im Irak
Der Börsenwert des US-Konzerns Halliburton hat sich seit dem vergangenen Sommer gar verdoppelt. Er profitiert dabei vor allem auch von zahlreichen Aufträgen im Irak, wo die zweitgrößten Ölreserven der Welt lagern, aber durch Kriege und die UN-Sanktionen gegen das Regime von Saddam Hussein seit Anfang der 90er Jahre praktisch keine neuen Anlagen gebaut wurden.
Weltweit gestützt wird der Boom für die Ölsucher vor allem durch den weiter steigenden Öldurst der Schwellenländer mit China und Indien an der Spitze und das weiter starke Wachstum in den USA.
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) geht jedenfalls davon aus, dass die Nachfrage nach Öl im kommenden Jahr nochmals um 2,1% auf 85,5 Mio. Fass pro Tag steigen wird. Nach einer Studie der Investmentbank Lehman Brothers werden daher auch die Investitionen für die Suche nach dringend benötigten neuen Ölvorkommen 2006 nochmals um 13% zulegen.
Der gerade durch den Golf von Mexiko gefegte Wirbelsturm "Katrina" könnte nun zusätzliche Aufträge bringen. Dort sind zahllose Anlagen beschädigt. Die Aktienkurse von Schlumberger und Halliburton zogen deshalb im Laufe der vergangenen Woche weiter an.