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Olympia-Fehlstart nach Maß

Von Christian Mayr

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Die Olympischen Spiele fangen für Österreich schon einmal gut an - bevor sie überhaupt begonnen haben. Der am Dienstag bekannt gewordene Drohbrief, wonach Slalom-Ass Bernadette Schild und Skeleton-Pilotin Janine Flock in Sotschi entführt werden sollen, schlägt weit über die Landesgrenzen hinaus hohe Wellen. Angesichts der mehr als latenten Terrorgefahr in Russland sind derartige Schreiben keinesfalls zu unterschätzen und als Machwerk öffentlichkeitsgeiler Spinner abzutun. Zumal spätestens seit der Geiselnahme bei den Sommerspielen von München 1972, die letztlich mit 17Toten endete, bekannt ist, dass Terroristen die größtmögliche (sportliche) Bühne suchen, um zuzuschlagen. Umso merkwürdiger ist, wie nun Österreich mit der hochsensiblen Causa umgeht: Anstatt den Brief geheim zu halten und gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden und den Sportlerinnen die Sachlage ruhig zu analysieren, erfahren es Betroffene wie Öffentlichkeit brühwarm aus der "Krone". Noch dazu falsch, weil ja zunächst Marlies Schild von allen Seiten als Bedrohte angeführt wurde. Abgesehen von dieser Peinlichkeit ist das wirklich Erschreckende daran, dass man es nicht geschafft hat, seine Athleten zu schützen - denn statt sich nun in Ruhe auf den Höhepunkt des Jahres vorzubereiten, müssen Flock und Schild unangenehme Fragen beantworten, ob sie sich eh sicher fühlen. Auch wenn sie das ehrlicherweise tun, eine Störung der Vorbereitung ist damit allemal geglückt. Und von der österreichischen Delegation darf man gespannt sein, wie viele Interna man unter dem Titel volle Transparenz noch ausplaudert. Falsche wie richtige.