Zum Hauptinhalt springen

Olympia - was nun?

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der zweite Teil des McLaren-Reports zum offenbar flächendeckenden, staatlichen Doping- und Vertuschungssystem in Russland offenbart Erschreckendes: Mehr als 1000 Sportler seien involviert, ebenso staatliche Stellen vom Sportministerium bis hin zum Geheimdienst, als deren Handlanger auch die Anti-Doping-Agentur und das Moskauer Kontrolllabor aufgetreten seien. Doch allzu überrascht sollte jetzt keiner tun, auch das Internationale Olympische Komitee IOC nicht. Schließlich werden in dem Bericht lediglich Vorwürfe konkretisiert, die schon vor zwei Jahren in einer ARD-Dokumentation aufgetaucht sind und in zwei Untersuchungsberichten bekräftigt wurden. Bisher hat sich das IOC aus der Verantwortung gestohlen, vor den Spielen in Rio den Fachverbänden die Einzelfallprüfung überlassen. Dass diese reichlich überfordert waren, liegt auf der Hand - 280 russische Sportler durften danach an den Spielen teilnehmen. Dazu war sich IOC-Chef Thomas Bach nicht zu blöd, der Wada die Schuld an der Verzögerung der Aufklärung zu geben, an der man selbst eher wenig beteiligt war, und die Kronzeugin Julia Stepanowa von den Spielen auszuschließen. Dass man sie als Ehrengast einlud - was diese dankend ausschlug -, war eine weitere zynische Fußnote der traurigen Geschichte.

Nun kann das IOC nicht mehr umhin, Konsequenzen zu ziehen, auch ins Reich der Vergangenheit kann man die Berichte nicht mehr verdrängen, nachdem McLaren betont hat, die atemberaubenden Vertuschungsaktionen seien nach den Spielen in Sotschi 2014 munter weiter praktiziert worden. Freilich ist ein Komplettausschluss eine schwierige Sache. Wenn aber Medaillengewinner erst Jahre nach Großereignissen feststehen wie aktuell, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich diese ad absurdum führen.