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Olympische Tauben

Von Francesco Campagner

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Die Olympischen Spiele haben begonnen, und Zuseher mit Satelliten-Anschluss können Athen rund um die Uhr erleben. Denn neben dem heimischen ORF berichten von dem sportlichen Großereignis noch Eurosport und ARD/ZDF, die überdies vier weitere Sender (Athen 1 bis 4) ausschließlich Olympia widmen.

Von früh bis spät gibt es nicht nur ein Eintauchen in eine Welt des Dopings und der Rekorde, sondern auch in unbekannte Regionen. Ganz ehrlich, wer hat sich jemals freiwillig einen Trap-Bewerb in voller Länge angesehen? Das Tontaubenschießen zählt zu jenen Sportarten, bei denen der Zuseher garantiert keinen Herzinfarkt erleidet. Beim Herren-Finale am Sonntag sah man stattliche Herren mit bunten Brillen, die alle ein wenig an John Goodman in dem Film "The Big Lebowski" erinnerten. Der einzige Dünne glich - wegen seiner arabischen Abstammung - ein wenig dem Terrorpaten Bin Laden - somit hatte das Schießen einen gewissen Reiz . . .

Dass die Infotechnik diesen Bewerb gänzlich übersehen hat und man als Zuseher eigentlich kaum wusste, wer voran lag, tat der Sache keinen Abbruch. Denn die eiserne Mimik der Beteiligten, die grimmigen Blicke, die sich auch bei berstenden Tauben nicht besänftigten, hielten die Spannung bis zuletzt aufrecht. Als der letzte Schuss gefallen war, gab es Umarmungen, Küsse und einen stoischen Sieger. Russland hatte eine Goldmedaille mehr.