Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Thomas Bach ist nicht zu beneiden. Während die ganze Welt über Ausbeutungen auf den Baustellen, Menschenrechtsverletzungen, Umweltsünden und Korruption im Vorfeld der Olympischen Spiele 2014 debattiert, ist der deutsche Jurist zum Sotschi-Advokaten wider Willen geworden. Als er zum obersten Mann des Internationalen Olympischen Komitees IOC gewählt wurde, hat er die Spiele vererbt bekommen - nun kann er nicht anders, als zu hoffen, dass seine Premierenspiele als Präsident auch ein Erfolg werden. Unermüdlich wirbt er daher für Sotschi - und damit für den auch sportpolitisch mächtigen russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dass der nun gefeierte Beschluss, wonach Demonstrationen erlaubt sind, nicht mehr als eine Alibiaktion ist, wird Bach jedoch nicht verborgen geblieben sein, weswegen er für die Zukunft auch eine Änderung des Bewerbungsprozesses andenkt. Demnach haben sogar Initiativen, die die Menschenrechtslage als Kriterium für eine mögliche Ausrichtung verankert sehen wollen, eine Chance. Doch zu viel sollte man nicht erwarten. Zu eng sind wirtschaftliche und politische Interessen an Olympia gekoppelt, überdies ist vielen demokratischen Ländern aufgrund der Kostenexplosion die Lust am Olympia-Gigantismus vergangen. Mit diesem spielt man lediglich Putin und einigen Scheichs in die Hände, die die Chance auf ein protziges Propagandainstrument wittern. Das Problem ist nicht Russland alleine. Das Problem ist, dass das IOC selbst Einbußen hinnehmen müsste, will es glaubhaft aus dem Dilemma zwischen ostentativem Gutmenschentum und Gewinnmaximierung herauskommen.