Ölindustrie investiert wieder mehr. | Ternitz. Öl bleibt relativ knapp und teuer, aber es wird uns so schnell nicht ausgehen. Und Öl wird - gemeinsam mit Erdgas - noch mindestens die nächsten Jahrzehnte die wichtigste Energiequelle bleiben.
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Gerald Grohmann, Vorstandsvorsitzender der Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) in Ternitz in Niederösterreich, sieht die Investitionen der letzten beiden Jahre von 150 Mio. Euro in die Herstellung komplizierter Bohrgeräte für die Ölindustrie daher gut abgesichert.
Die Öl- und Gasindustrie investiert - angetrieben von den hohen Preisen und von der steigenden Nachfrage Indiens und Chinas - wieder deutlich mehr in neue Lagerstätten. Das US-Investmenthaus Lehman Brothers schätzt die Investitionssummen von "Big Oil", wie die größten Ölkonzerne genannt werden, in Exploration und Produktion heuer auf knapp 80 Mrd. Dollar, 2010 sollen es mehr als 90 Mrd. Dollar sein.
ExxonMobil, Shell oder BP heuern dafür Spezialfirmen der Ölfeld-Service-Industrie an, wie Halliburton, Schlumberger, Baker Hughes oder Pathfinder. Sie sind die Kunden von SBO.
Hightech-Rohre
Die Bohrtechnologie hat sich rasant entwickelt: Die Bohrungen dringen in Tiefen von mehreren Tausend Metern unter der Erdoberfläche vor und das fächerförmig in verschiedene Richtungen: Die Bohrstränge werden unter der Erde abgelenkt, sie verzweigen sich, und so werden Lagerstätten in einem Umkreis von bis zu 15 Kilometern rund um die Bohranlage gefunden und erschlossen.
Die Bohrköpfe sind technologisch hoch gerüstet: Der Motor hinter dem Bohrmeißel wird von der Bohrflüssigkeit angetrieben, ein Produkt von SBO. Die Rohre hinter dem Motor sind mit Hightech und Elektronik voll gepackt: Das umgebende Gestein wird nach Dichte, Beschaffenheit, Temperatur und Druck abgetastet.
Die Daten werden über den Bohrstrang an die Bohranlage an der Oberfläche übermittelt, die Bohrung wird dann in Richtung der schon vorher als wahrscheinlich georteten Lagerstätte umgelenkt. Diese 10 Meter langen Rohre aus hoch legiertem Spezialstahl sind das Kerngeschäft von SBO - Kostenpunkt pro Stück rund 50.000 Euro. Die Elektronik bauen sich die Ölfeld-Service-Firmen selbst ein.
Peak of Oil 2060?
Die neuen Technologien werfen Schätzungen über die gewinnbaren Ölreserven in der Welt immer wieder über den Haufen, sagt SBO-Chef Gerald Grohmann. Derzeit sinkt zwar die Ausbeute der bekannten Öl- und Gasvorkommen. Aber die Investitionen sowie steigende Energieeffizienz bei den Verbrauchern sollten den "Peak of Oil", also jenen Punkt immer weiter hinausschieben, von dem an die Ölförderung aus geologischen Gründen unwiderruflich absinkt, meint Grohmann. Das Jahr 2060 könnte wieder so eine Zeitmarke sein, schätzt die US-Regierung. Die einzige Gefahr sind politische Krisen.
SBO ist mit einem Marktanteil von 60 Prozent Weltmarktführer bei Präzisionsteilen für die Ölfeld-Service-Industrie. 2006 stieg der Konzernumsatz um 39 Prozent auf 239,5 Mio. Euro. Das Ergebnis hat sich auf 34,4 Mio. Euro nahezu verdoppelt.