Laut Gesundheitsminister Javid baut sich die Welle mit "phänomenaler Geschwindigkeit" auf.
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London. Noch sind die Zahlen in den Spitälern nicht hoch. Gerade einmal zehn Menschen sind es, die in Großbritannien mit der neuen und hochansteckenden Coronavirus-Variante Omikron in einem Krankenhaus aufgenommen wurden. Dass das aber nur die Ruhe vor dem herannahenden Sturm sein dürfte, scheint derzeit immer mehr Briten bewusst zu werden. Vor den Impfzentren bildeten sich am Montag in zahlreichen Städten des Landes lange Schlangen, weil sich viele Menschen noch zeitgerecht die im Kampf gegen Omikron wohl entscheidende Booster-Impfung abholen wollten. Und wer noch hektisch versuchte, eine Packung mit Antigen-Selbsttests zu bekommen, ging in den allermeisten Fällen leer aus.
Aufgeschreckt worden sind die Briten nicht zuletzt durch die Warnungen von Gesundheitsminister Sajid Javid, der am Montagmorgen davon gesprochen hatte, dass sich die zuerst in Südafrika festgestellte Variante mit phänomenaler Geschwindigkeit" ausbreite. "So etwas haben wir noch nie beobachtet" , sagte Javid gegenüber Sky News.
Ganz ähnlich wie in Dänemark verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Infektionen derzeit auch in Großbritannien alle zwei bis drei Tage. Damit dürfte es auch nicht mehr allzu lange dauern, bis der neue Stamm, der den Impfschutz und die Immunabwehr bis zu einem gewissen Grad umgehen kann, zur dominierenden Variante in Großbritannien wird. So sind in London bereits jetzt 40 Prozent aller neuen Corona-Fälle auf Omikron zurückzuführen. Ob das traditionell mit vielen Problemen kämpfende britische Gesundheitssystem NHS für diese Entwicklung gewappnet ist, wird daher vor allem davon abhängen, wie schwer die mit Omikron verbundenen Krankheitsverläufe sind. Nach der starken Ausbreitung in Südafrika hatte es zunächst die Hoffnung gegeben, die neue Variante könnte womöglich mildere Verläufe hervorrufen als die bisher bekannten. Allerdings ist der Altersdurchschnitt in Südafrika deutlich niedriger als in Großbritannien, wo am Montag ohne nähere Angaben auch der erste Omikron-Tote gemeldet wurde.
Viele Fälle als Problem
Doch selbst wenn sich in den vielen derzeit laufenden Studien und der klinischen Praxis herausstellen sollte, dass Omikron tatsächlich überwiegend mildere Verläufe bewirkt, könnte die nächste Welle nach Ansicht von Javid zu einem riesigen Problem für das NHS werden. "Selbst wenn eine Viruserkrankung mild verläuft, kann ein kleiner Prozentsatz bei einer Vielzahl von Menschen immer noch zu einer hohen Anzahl von Krankenhauseinweisungen führen", sagte Javid. Ohne strengere Corona-Maßnahmen könnten bereits am Ende des Monats eine Million Menschen infiziert sein.
Vor einer Abstimmung im Parlament hatte Premier Boris Johnson daher auch eindringlich für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen geworben. Etliche Hinterbänkler seiner eigenen Partei wollten allerdings gegen die ihrer Meinung nach zu strengen Schritte stimmen, was den ohnehin wegen mutmaßlich illegaler Weihnachtspartys in der Downing Street unter Druck stehenden Tory-Chef parteinintern weiter schwächen dürfte. Mit einer Mehrheit für die Verschärfung wurde allerdings dennoch gerrechnet, da auch die oppositionelle Labour-Partei ihre Zustimmung angekündigt hatte.(rs)