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OMV am Bosporus

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Einstieg in den Wachstumsmarkt im zweiten Anlauf. | Akquisition soll sich ab Herbst auf Gewinn auswirken. | Wien. Einen Tag, bevor OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer heute in Wien eine neue Rekordbilanz von - laut Eigendefinition - "Mitteleuropas führendem Öl- und Gaskonzern" präsentiert, unterschrieb er in Istanbul einen Vertrag, der nach der Übernahme der rumänischen Petrom den nächsten "Meilenstein" in der Wachstumsstrategie des Unternehmens markiert: Mit dem Erwerb von 34 Prozent an der Petrol Ofisi hat die OMV, die im vergangenen Herbst vergeblich um den Raffineriekonzern Tüpras geboten hatte, nun im zweiten Anlauf doch den Einstieg in den "Brücken-" und Wachstumsmarkt Türkei geschafft.


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Bereits im Jänner hatte die OMV über Gespräche mit der Dogan Holding, die 86,7 Prozent an Petrol Ofisi hält, über eine "strategische Kooperation" berichtet. Jetzt haben die OMV und die Dogan-Holding einen Syndikatsvertrag geschlossen, der sie "zu völlig gleichberechtigten Partner macht", erläuterte Ruttenstorfer am Montag.

"Investieren in den Wachstumsgürtel"

Die Expansion in die Türkei "passt genau in die Strategie der OMV, in den Wachstumsgürtel im Osten Europas zu investieren", sagte er. Neben dem Einstieg in den Tankstellenbereich und dem geplanten Bau einer Raffinerie seien auch die erwarteten Kontakte zu den rohstoffreichen Turkländern im Kaspischen Raum wie Aserbaidschan und Turkmenistan ein wichtiger Beweggrund gewesen - das Energiegeschäft ist eben auch ein "Beziehungsgeschäft". Wie berichtet, plant die OMV zusammen mit Konsortialpartnern auch eine 4,6 Mrd. Euro teure Gaspipeline ("Nabucco"), die ab 2011 aus dem zentralasiatischen Raum über die Türkei Erdgas nach Europa liefern soll. Ruttenstorfer wies auch auf die Vorteile für die "offshore"-Explorations- und Förderaktivitäten ("E&P") der OMV im gesamten Schwarzmeerraum hin.

"Der Eintritt in den türkischen Markt entspricht der OMV-Strategie für 2010, ihre führende Position im europäischen Wachstumsgürtel der EU weiter auszubauen", so Ruttenstorfer weiter. Die Akquisition werde sich "ab dem Closing" - das für den Herbst erwartet wird - für die OMV Gewinn steigernd auswirken.

Petrol Ofisi mit 3600 Tankstellen Nummer 1

Die Türkei sei einer der größten und am schnellsten wachsenden Märkte in der Region und "eng mit der EU verbunden", so Ruttenstorfer. Das Wachstumspotenzial auf dem türkischen Mineralölmarkt illustriert er mit der Autodichte: Während in Österreich etwa 503 Autos auf 1000 Einwohner kommen, sind es in der Türkei derzeit 66 -und Petrol Ofisi verfügt mit mehr als 3600 Stationen über das einzige flächendeckende Tankstellennetz im Markt. Die Dogan Holding, im Mehrheitsbesitz der Gründerfamilie Dogan - Holding-Chef Aydin Dogan rangiert mit 1,6 Mrd. Dollar Vermögen auf Rang 486 der neusten "Forbes"-Liste der Superreichen -, gehört zu den größten fünf Mischkonzernen der Türkei. Der Fokus des Konzerns liegt im Medienbereich - etwa die Zeitungen "Hürriyet" und "Milliyet" - und beim Vertrieb von Öl und Gas, sowie bei Versicherungen, Tourismus, Industrie und Handel. Der Unternehmenswert der an der Börse in Istanbul notierten Unternehmen des Konzerns beträgt 9,6 Mrd. US-Dollar. Mit rund 11.000 Mitarbeitern erwirtschaftete die Dogan Holding per 3. Quartal einen Umsatz von 5 Mrd. US-Dollar.