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OMV-Betriebsräte erhöhen den "Gas-Druck"

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Rund 2.800 mit 46 Bussen aus ganz Österreich angereiste OMV-Mitarbeiter haben am Montag bei einer Betriebsversammlung in Wien den Vorstand dringend aufgefordert, das Gasgeschäft der OMV nicht | auszugliedern.


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"Die OMV muss eine voll integrierte Erdöl- und Erdgasgesellschaft bleiben", heißt es in einer per Akklamation in der Wiener Messe-Congress-Halle verabschiedeten Mitarbeiter-Resolution. "Wer den

Gasbereich ausgliedert, gefährdet den Bestand des Unternehmens", betonte OMV-Zentralbetriebsratschef Leopold Abraham und kritisierte die "Flucht des Vorstandes in eine ausschließlich defensive

Politik". Die Belegschaftsvertretung habe in den letzten Jahren die Strukturveränderungen im Konzern · einhergehend mit der Halbierung der Mitarbeiterzahl · mitgetragen. Nun aber bestehe die Gefahr

des "Ausverkaufs" des Gasbereiches, der zwar nur ein Fünftel des Umsatzes, aber ein Drittel des Ergebnisses beitrage. Blieben entsprechende Signale für Gesprächsbereitschaft und Aufgabe der

bisherigen "Hinhaltetaktik" des Vorstandes · etwa nach der Aufsichtsratssitzung morgen, Mittwoch, · aus, kündigte der Betriebsrat "weitere Maßnahmen" an. Das Wort "Streik" wollte Abraham noch nicht

verwenden, das sei nur die "allerletzte Option". "Aber ich bin seit der Lassing-Katastrophe bekannt dafür, daß ich weiterbohre, wenn die anderen schon aufhören wollen."

Die OMV-Belegschaft kann sich bei ihren Forderungen auf die Unterstützung der Gewerkschaften stützen: Hans Sallmutter, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), warnte bei der

Betriebsversammlung vor einem weiteren Ausverkauf österreichischen Eigentums ins Ausland. Rudolf Nürnberger von der Metaller-Gewerkschaft sprach von einer "sehr ernsten Situation" und appellierte an

den OMV-Vorstand, sich mit allen wichtigen österreichischen Gasgesellschaften an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam eine österreichische Lösung zu erarbeiten.

Es gebe durchaus ein Gesprächsklima mit dem Vorstand, sagte Abraham nach der Betriebsversammlung bei einer Pressekonferenz. Ihm mache allerdings die "Konzeptlosigkeit der Vorstandsebene" Sorge. Statt

"Goldman Sachs bereits quasi einen Verkaufsauftrag zu erteilen", sollte man mit dem Betriebsrat reden. Seine Wunschvorstellung: Das OMV-Management sollte die Bereitschaft heimischer Gasunternehmen

zur Zusammenarbeit analysieren und sich im Anschluss daran nach einem geeigneten Auslandspartner umsehen. Bei allen Überlegungen müsse der Erhalt des Unternehmens im Vordergrund stehen. Nur so könne

auch in Zukunft die Entscheidungskompetenz in der OMV AG und somit in Österreich verbleiben."Sonst wird in Essen oder Köln über den österreichischen Benzin- und Gaspreis - und damit auch über die

Stromkosten" entschieden."