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Konzern will nun auch Tankstellenriesen Petrol Ofisi verkaufen.
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Wien. Stark schrumpfende Umsätze, wegbrechende Erträge und dazu noch Abschreibungen in Milliardenhöhe: Der Ölpreis-Crash trifft die OMV mit voller Wucht. Mit Investitionskürzungen sowie einem Kostensenkungsprogramm hat der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern bereits reagiert. Um sich zusätzliche Liquidität zu verschaffen, hat das börsennotierte Unternehmen aber auch das Veräußern von Familiensilber im Visier.
War erst am Donnerstag offiziell der Startschuss für den Teilverkauf der hochprofitablen Gasnetz-Tochter Gas Connect Austria gefallen, überraschte die OMV am Freitag damit, dass sie nun auch ihr Tankstellengeschäft in der Türkei abstoßen will. Geplant ist, "bis zu 100 Prozent" der Anteile am Tankstellenbetreiber Petrol Ofisi zu verkaufen. Die Tochter soll also entweder zu einem Teil oder ganz veräußert werden. Ein Verfahren zur Auswahl der beratenden Investmentbank für den Verkaufsprozess läuft bereits.
Mit Petrol Ofisi hatte die OMV schon länger keine rechte Freude mehr. Wiederholt gab es Klagen darüber, dass das Türkei-Geschäft durch Eingriffe des Regulators beeinträchtigt sei, nachdem der die Margen für die lokale Branche begrenzt habe.
Petrol Ofisi betreibt mit insgesamt 1785 Tankstellen das größte Tankstellennetz der Türkei, 2015 setzte die OMV-Tochter rund zehn Millionen Tonnen Sprit ab. Außerdem betreibt sie das größte Speicher- und Logistikgeschäft am türkischen Treibstoffmarkt, die OMV spricht von einer Gesamtspeicherkapazität von mehr als einer Million Kubikmetern. Petrol Ofisi gilt in der Türkei auch als größter Lieferant von Schmiermitteln.
Für zwei Milliarden gekauft
Eingestiegen ist die OMV bei dem türkischen Tankstellenriesen 2006 - zunächst mit einer Minderheitsbeteiligung von 34 Prozent. Vier Jahre später schluckte sie Petrol Ofisi dann ganz. Die OMV hatte sich die - in mehreren Schritten erfolgte - Akquisition in Summe fast zwei Milliarden Euro kosten lassen.
Mit Petrol Ofisi wirft der Konzern ein relativ großes Asset auf den Markt. Deshalb wird es nach Einschätzung von Analysten zirka 18 Monate dauern, bis der Verkauf abgeschlossen ist. Interessant sein könnte Petrol Ofisi vor allem für Mineralölmultis, die in der Türkei oder ihren Nachbarländern mit eigenen Raffinerien vertreten sind. Zumal es für die OMV stets nachteilig gewesen sein soll, keine eigenen Raffinerien vor Ort zu haben und so bei der Belieferung der Petrol-Ofisi-Zapfstationen von fremden Raffinerien abhängig zu sein. Die damit verbundenen höheren Einkaufspreise für Benzin und Diesel sollen der OMV in der Türkei jedenfalls den wirtschaftlichen Spielraum eingeengt haben.
Neue Konzernstrategie
Kommenden Donnerstag präsentiert OMV-Chef Rainer Seele nicht nur die Jahresbilanz für 2015, sondern auch die neue Konzernstrategie. Mittel- bis langfristig will Seele die Produktion in Länder verlagern, wo Öl und Gas zu günstigen Kosten gefördert werden kann. In Frage kommen vor allem der Iran, Abu Dhabi und Russland. Angestrebt sind Kooperationen mit lokalen Partnern - etwa in Russland, wo sich die OMV als Junior-Partner von Gazprom an der Ausbeutung des sibirischen Öl- und Gasfeldes Urengoj, eines der größten der Welt, beteiligen will. Bei dem Deal soll kein Geld fließen, aber Assets sollen getauscht werden. Die geplante Verflechtung mit Gazprom gilt in Österreich als politisch umstritten.