Der heimische Mineralölkonzern OMV ist nach dem Petrom-Kauf weiter auf Erfolgskurs. Der Gewinn 2004 konnte trotz Dollarschwäche um 63% auf 642 Mio. Euro gesteigert werden, gab gestern der Vorstand bekannt. Damit wurde der Rekord 2003 gebrochen. Hilfreich war der hohe Ölpreis und die Steigerung der Margen aufs Doppelte. Die Dividende wird von 4 auf 4,40 Euro erhöht, das Kursziel der Aktie liegt nun bei 300 Euro.
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Durch den Kauf der rumänischen Petrom- diese kostete 1,5 Mrd. Euro - konnte die OMV ihren Marktanteil in der Donauregion von 14 auf 18% steigern. Der Umsatz stieg um 29% von 7,6 auf 9,88 Mrd. Euro. Die Petrom steuerte in etwa 3 Mrd. Euro bei.
Als Schwachstelle der Petrom sieht der ehemalige Finanzstaatssekretär Wolfgang Ruttenstorfer die Kosten: "Dieses Problem muss in den nächsten drei Jahren gelöst sein", so der Vorstandschef gestern vor Journalisten. Dann erwartet er sich von den Rumänen einen "substanziellen Beitrag zum Ergebnis".
Wie hoch der Wert der Neuerwerbung tatsächlich einzuschätzen ist, wissen auch die OMV-Experten noch nicht genau. Es gibt 300 Öl- und Gasfelder, diese müssten innerhalb eines Jahres bewertet werden. Dieses Jahr bekommt die Petrom eine Geldspritze von 400 Mio. Euro.
Insgesamt hat die OMV 1,4 Mrd. Euro in ihrer Kriegskasse. Ruttenstorfer will damit "alles, was sich zum Verkauf anbietet", erwerben. Dabei hat er Russland (Öl- und Gas-Beteiligungen) im Visier. Ein anderer Schwerpunkt ist Kasachstan. Interesse besteht auch an der bosnischen Energopetrol. Die Anbotsfrist soll in den nächsten Tagen ablaufen. Welchen Stellenwert die bosnische Ölgesellschaft für ihn habe, wollte Ruttenstorfer nicht sagen: "Ich kommentiere keine laufenden Projekte."
Unklar ist noch, wann mit dem Bau der 3.000 km langen Gas-Pipeline "Nabucco" begonnen wird. Konkurrenzprojekte würden die Entscheidung erschweren. Aus dem Sudan hat sich die OMV bereits im Mai zurückgezogen.
Der Vorstand hofft, dass die Rekordserie der letzten Jahre anhält. Ihm brachte nämlich das gute Ergebnis des Jahres 2003 eine kräftige Gagenerhöhung und ein attraktives Stock-Option-Programm.
Eine erfreuliche Aussicht sind laut Ruttenstorfer die sinkenden Steuern, sowohl in Österreich (von 34 auf 25%) als auch in Rumänien (von 19 auf 16%). So geht Finanzvorstand David Davies davon aus, dass die Steuerquote 2005 nur noch zwischen 20 und 25% liegen wird. 2004 machte sie noch 32% aus. Doch Ruttenstorfer dämpft gleich die Erwartungen auf neue Sensationen: "2005 wird ähnlich gut sein wie 2004." Einerseits geht er davon aus, dass der Ölpreis sinken wird und sich bei 30 Dollar pro Fass wiederfindet. Der Mittelwert für heuer werde bei 38 Dollar pro Fass liegen. Andererseits erwartet er heuer niedrigere Margen. Diese waren von 2003 auf 2004 von 2,61 auf 4,05 Dollar pro Fass geklettert.
Spielraum für Preissenkung?
Arbeiterkammer-Energie-Expertin Gunda Kirchner fordert, dass die Wettbewerbsbehörde die Preise der Mineralölkonzerne unter die Lupe nehmen soll. Das OMV-Ergebnis zeige jedenfalls, dass Spielraum für Preissenkungen gegeben sei.