Der Energie- und Chemiekonzern OMV konnte im Jahr 2000 das beste Ergebnis seiner Geschichte einfahren. Das operative Ergebnis sei mehr als verdoppelt worden, sagte OMV-Generaldirektor Richard Schenz gestern vor Journalisten.
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1999 betrug der Betriebserfolg (EBIT) 285 Mill. Euro, nach drei Quartalen 2000 war der Vorjahresvergleichswert um mehr als 130% übertroffen. Das Gesamtjahr dürfte "durchaus in dieser Größenordnung" liegen, wie Schenz der "Wiener Zeitung" andeutete. Die Aktionäre werden eine "deutlich höhere" Dividende als für 1999 erhalten - damals wurden 2,4 Euro pro Aktie gezahlt. Für das Rekordergebnis sei nicht nur der hohe Öl- und Treibstoffpreis im Vorjahr verantwortlich, betonte Schenz. Viel mehr hätten dazu auch Kostensenkungen und eine klare Wachstumsstrategie im Ausland beigetragen. Über 50% des Umsatzes erwirtschaftete der OMV-Konzern außerhalb Österreichs. "Mit Benzin ist hierzulande ohnehin wenig zu verdienen, auch wenn die Leute das nicht glauben wollen".
Die Liberalisierung des Erdgasmarktes macht nicht nur den Landesenergiegesellschaften, sondern auch der OMV Sorge. Der Kampf um die Gaskunden gegen ausländische Konkurrenten sei voll im Gange. Die OMV wolle den Erhalt der Kunden grundsätzlich gemeinsam mit den Landesversorgern angehen. Gebe es allerdings keinen Kooperationswillen, werde die OMV Gasabnehmer in Österreich direkt beliefern, kündigte Schenz an. "Die OMV kann nicht tatenlos zuschauen, wie ausländische Gasversorger Kunden wegschnappen".
Zur Diskussion über den Anteil der staatlichen ÖIAG an der OMV sagte Schenz, dass er - "aus Erfahrung" - wenig Freude mit dem österreichischen Staat als Kernaktionär habe. Private Kernaktionäre seien klar vorzuziehen, allerdings sei fraglich, ob Österreich genügend privates Kapital dafür habe. "Für die Kunden ist es im übrigen völlig egal, ob die OMV österreichisch oder ausländisch dominiert ist". Von der "Verländerung" der Bundesanteile an der OMV hält Schenz wenig. Als beste Lösung für die Neustrukturierung des heimischen Energiesektorss schlägt er - "statt sich mit viel Geld gegenseitig aneinander zu beteiligen und einander zu behindern" - abermals die Bündelung der Landesanteile an den Versorgern in einer gemeinsamen Gesellschaft vor.
Da "große Energielösungen" in Österreich, aber auch mit möglichen ausländischen Partnern auf sich warten lassen, hat sich die OMV vorerst für einen eigenen Weg in der Gasversorgung gerüstet. Die Ausgliederung des Gasgeschäfts in eine eigene Tochter ist vom Vorstand her "beschlossene Sache". Die Gespräche darüber mit dem Betriebsrat beginnen heute. Für die Direktbelieferung großer Gaskunden habe die OMV bereits ihre Tochter OMV Cogeneration neu ausgerichtet. Auch in Bayern und Slowenien sollen neue Gaskunden gewonnen werden. Zweiter Schwerpunkt der Gasstrategie ist der Ausbau der Infrastruktur ,Pipelines und Speicher). In die Trans Austria Gasleitung (TAG) würden heuer weitere 1,4 Mrd. Schilling investiert, eine Beteiligung an einer geplanten Pipeline von Russland über Weißrussland und Polen nach Westen werde geprüft: "Das wäre interessant, wenn sie über die Slowakei in unseren Hub Baumgarten münden könnte". Die Kooperations-, Allianz- oder Fusionsgespräche mit dem deutschen E.ON-Konzern gehen ebenso weiter, wie mit der ungarischen MOL und der polnischen KPN. Dabei sei Geduld gefragt, "weil die alle von ihren Eigentümern als strategische Firmen" betrachtet würden, "die sind nicht so einfach for sale".