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"OMV ist nicht die Telekom"

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Seele: Öl- und Gaspreise bleiben niedrig. Erste Förderung in Abu Dhabi.


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Wien. Seit 1994 ist die Investmentgesellschaft Ipic von Abu Dhabi an der OMV beteiligt. In den kommenden Tagen wird die OMV erstmals einen Vertrag mit Abu Dhabi unterzeichnen, um im Emirat nach Öl zu suchen. Das gab OMV-Chef Rainer Seele gestern bekannt. Über den Umfang ist noch nichts bekannt, es ist aber ein überschaubares Investment - und wohl auch eine kleine Verbeugung vor dem Aktionär. "Das Verhältnis mit der Ipic war in den vergangenen Jahren eher angespannt", sagte Seele. "Wir lassen uns aber mit Abu Dhabi nicht auseinanderdividieren."

Die OMV plagt natürlich der niedrige Öl- und Gaspreis. Beide Energieträger haben den Preis an den Börsen halbiert. "Es wurden in der Ölindustrie aus diesem Grund Investitionen in Höhe von 400 Milliarden Dollar verschoben, das wird sich aber erst in frühestens zwei Jahren auswirken", sagte Seele. Vom Ölkartell Opec erwartet er keine Impulse. "Ich weiß nicht, wie gut die Opec überhaupt noch funktioniert. Die Saudis fördern sehr viel Öl, um den Iran vom Markt fernzuhalten." Das seien politische, keine wirtschaftlichen Entscheidungen.

Sechs Milliarden Schulden

Die Iran-Sanktionen wurden nun aufgehoben, die OMV werde sich dort engagieren, "mit einem mittelgroßen Projekt". Denn die OMV will ihre Schulden reduzieren. "Wir haben sechs Milliarden Euro Schulden und können, mit Ausnahme 2012, die Dividende nicht aus dem Cash Flow bezahlen", beklagt der aus Norddeutschland stammende Manager.

Aus diesem Grund, so Seele, sei der geplante Deal mit der Gazprom so wichtig. "Wenn wir keine neuen Öl- und Gasquellen mehr erschließen, sitzen wir in zehn Jahren auf dem Trockenen. Und in Russland sind die vorhandenen Reserven erstens sehr hoch und zweitens mit dem geringsten Aufwand zu erschließen."

Wie berichtet, will sich die OMV mit 24,9 Prozent an einem sibirischen Öl- und Gasfeld der Gazprom beteiligen. Die Förderung soll 2019 anlaufen, und würde die notwendigen Öl- und Gasreserven bis wenigstens 2035 sicherstellen. Zwischen 50.000 und rund 100.000 Barrel pro Tag sollen dann aus Sibirien kommen.

Dafür wird die Gazprom Anteile an OMV-Gesellschaften erhalten. Worum es dabei geht, wollte Seele auch am Donnerstag nicht sagen. Im Gespräch ist eine Beteiligung an den Raffinerien in Schwechat und Burghausen, an den Gasspeichern oder an der OMV-Gashandelsfirma, die neu aufgestellt wird. Die BASF, die einen vergleichbaren Tausch mit Gazprom machte, verkaufte Gasspeicher und das Handelsgeschäft. Deren Transaktionsvolumen lag bei zwei Milliarden Euro. "Ich weiß noch nicht, von welcher Größenordnung wir sprechen", sagte Seele. Er kam von der BASF im Vorjahr zur OMV.

Der Deal ist in Österreich politisch umstritten. Die Sanktionen gegen Russland, und die eher EU-unfreundliche Politik Putins wird als Risiko empfunden. Zudem wird - vor allem aus SPÖ-Kreisen - eine "kalte Privatisierung" befürchtet, ähnlich wie bei der Telekom Austria.

"Die OMV ist nicht die Telekom, und wird es auch nicht werden", bekräftigte Seele. Das heimische Gasnetz, das in der Gas Connect GmbH. gebündelt ist, werde nicht an den russischen Staatskonzern verkauft. Seele: "Wir suchen für 49 Prozent einen Finanzinvestor." Gestern hat der staatliche italienische Gaspipeline-Betreiber Snam sein Interesse daran bekundet.

Auch an einen Verkauf der Petrochemie-Tochter Borealis sei nicht gedacht, so Seele. "Borealis ist eine wesentliche Ergebnis-Stütze." Dort ist die Ipic bereits mit 35 Prozent beteiligt, den Abu Dhabis wurde Interesse an einer Übernahme nachgesagt.

Dafür bekräftigte der OMV-Chef, dass er an der etwa zehnprozentigen Beteiligung an der geplanten Nord-Stream-2-Gaspipeline - ebenfalls von der Gazprom initiiert - festhalte. Die Leitung würde russisches Erdgas über die Ostsee an die deutsche Küste bis Greifswald transportieren. Die Ukraine würde als Transitland wegfallen. Seele: "Die EU kümmert sich um den Transit durch ein Land, das nicht einmal EU-Mitglied ist."

"Paris ist unverbindlich"

Da die Pipeline in Norddeutschland endet und nicht im österreichischen "Gas-Knotenpunkt" Baumgarten an der slowakischen Grenze, sollen Mengen daraus offenbar über die Gashandelsgesellschaft vermarktet werden. "Wir bekommen von den Russen hier eine fixe und sehr ansprechende Verzinsung, egal ob und was durchgeleitet wird." Denn der niedrige Ölpreis führt, wie berichtet, zu Abschreibungen in der OMV in Höhe von etwa einer Milliarde. Neben der Borealis verdienen noch die Raffinerien gut. "Aber so toll wie im vergangenen Jahr ist das auch nicht mehr."

Seele ist der festen Überzeugung, dass die OMV über 2050 hinaus Öl und Gas fördern und verarbeiten wird - trotz Klimavertrag von Paris. "Der ist unverbindlich, und jetzt schauen wir einmal, was davon wirklich umgesetzt wird. Wenn wir Förderungen für erneuerbare Energie einsetzen würden, um Kohlekraftwerke auf Gas umzurüsten, wäre dem Klima auch gedient."