Zum Hauptinhalt springen

OMV kann bei der MOL abwarten, bis Stimmrechtsbeschränkungen kippen

Von Helmut Dité

Analysen

Nein, OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ist nicht mit seinem "Projekt gescheitert", wie eine Wiener Wirtschaftszeitung gestern titelte. Und die "kalte Schulter" aus Budapest zeigte man ihm auch nicht deshalb, weil die "arroganten" Österreicher ihre ungarischen Kollegen nicht vorab davon informierten, dass sie ein größeres Aktienpaket der MOL zu erwerben beabsichtigten, wie ein anderes Blatt sich sorgte - auch nach Budapester Börsenregeln hätte das wohl verdächtig nach strafbarer Aufforderung zum Insiderhandel gerochen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Rivalität der beiden "k.&k."-Energiekonzerne in Wien und Budapest hat eine lange Geschichte - seit mindestens einem Jahrzehnt rangeln die beiden ehemals voll verstaatlichten Unternehmen um die Vorherrschaft im Donauraum, ja in ganz Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Schon der erste MOL-Einstieg der OMV im Jahr 2000 mit zehn Prozent stieß im Nachbarland nicht nur auf positives Echo. Seither sind die Österreicher ihrem Ziel, die "Nummer 1 vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer" zu werden, ziemlich nahe gekommen. Sogar in Ungarn kommen die Tankstellen mit dem grünen Logo auf 14 Prozent Marktanteil, sonst sind es im Donauraum schon überall mindestens 20 Prozent.

Auch die mittlerweile fast voll privatisierte MOL - der Staat behält sich nur bei Statutenänderungen ein Mitbestimmungsrecht vor - ist zu groß für ihr Heimatland und zu klein für Europa. Sie expandiert daher in die Nachbarschaft, und gerät dabei in Konkurrenz zu den Wienern. Die slowakische Slovnaft schnappten sich die Ungarn, die viel größere rumänische Petrom ging an die OMV. Bei der kroatischen INA schlug die MOL die ebenfalls interessierte OMV aus dem Feld, in Serbien winkten die Österreicher schließlich vorweg ab - und kauften sich lieber massiv in der Türkei ein.

Herausgekommen sind zwei hochprofitable mitteleuropäische Player, die OMV mit fast doppelt so hohem Jahresumsatz. Die beiden, meint Ruttenstorfer, sollten ihre Stärken bündeln, um gemeinsam in der erwarteten Konsolidierungswelle der Branche den Expansionsversuchen der Großen besser entgegentreten zu können. "Der Marktdruck wird das MOL-Management - übrigens ein ausgezeichnetes Management - zum Umdenken bewegen", meint Ruttenstorfer gelassen.

Es wird sehr wohl konstruktive Gespräche geben, meinen auch die meisten Analysten - denn die beiden Unternehmen passen gut zueinander. Und vor allem: Gemeinsam können sie den Expansionsgelüsten der Russen Gazprom und Lukoil - nennen wir den "Marktdruck" beim Namen - Paroli bieten, allein auf Dauer wohl kaum. Ruttenstorfer hat Zeit - und wenn die EU-widrige Klausel, wonach seine 18,6 MOL-Prozent nur 10 Prozent Stimmrechte haben, fällt, dann ist er auf jeden Fall schon gut aufgestellt in Budapest.