Chaos bei iranischer Fluglinie. | Auftanken künftig in Prag und Budapest. | Alle Europaflüge von Iran Air betroffen. | Wien/Teheran. Jetzt ist es Realität: Der heimische Energiekonzern OMV hat seine Verträge mit der staatlichen iranischen Fluglinie Iran Air nicht verlängert und betankt seit dem Vertragsende am Mittwoch, 23. März, keine iranischen Flieger mehr am Flughafen Wien-Schwechat. Das trifft die Perser hart: Die OMV war europaweit einer der letzten Ölmultis, die noch für Iran-Air-Flüge Kerosin zur Verfügung gestellt hatten.
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Dies erklärt auch, warum in den letzten Monaten vollbesetzte Iran-Air-Flieger aus Frankfurt, Amsterdam, Stockholm oder anderen Europa-Destinationen "auf Zwischenbesuch" in Wien waren. Seit Mitte 2010, wo sich große Ölkonzerne wie BP, Shell, Total oder Q8 (Kuwait Petroleum) in Anlehnung an die US-Wirtschaftssanktionen gegen Teheran weigerten, Maschinen der Iran Air aufzutanken, wurde der Flughafen Wien als Auftankstation etabliert und zu einem Hauptverkehrsknotenpunkt.
Nun hat sich auch die OMV entschlossen, keine weiteren Geschäfte mit der iranischen Fluglinie zu machen. "Die OMV agiert als internationales Unternehmen immer im Rahmen der gültigen Bestimmungen und nach den EU-, UN- und US-Sanktionen gegen Teheran haben wir uns entschlossen, den Vertrag nicht mehr zu verlängern, da dies nicht im Einklang mit den US-Sanktionen wäre", sagt Pressesprecher Sven Pusswald im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Offenbar handelt es sich um einen - späten - Kniefall vor dem Druck aus Washington. Schon mehrfach wurde von US-Seite unter Androhung "schwerwiegender Konsequenzen" in der OMV mündlich und schriftlich interveniert, die OMV möge die Hände vom Iran-Geschäft lassen. Im vergangenen Herbst kündigte der Konzern zunächst an, sämtliche Energieprojekte - vor allem aber das viel diskutierte South- Pars-Erdgasprojekt - mit den Persern auf Eis zu legen. Nun wird auch die Iran Air nicht mehr betankt.
Nur kleiner Teil der Flotte darf EU anfliegen
Für die durch die Sanktionen ohnehin angeschlagene Iran Air gleicht das Ende der Betankung in Wien einem Schlag ins Gesicht. Die Serie an Einschränkungen für die Fluglinie für ihre Europaflüge begann mit einem Dekret der EU-Kommission im Sommer 2010, wo festgelegt wurde, dass nur ein kleiner Teil der Iran Air Flotte (rund 20 der 60 Maschinen) die EU anfliegen darf. Seither ist es nur noch den veralteten Airbus-Passagierflugzeugen der Typen A310 und A300 gestattet, Kurs auf EU-Flughäfen zu nehmen. Da diese jedoch vom Typ und der Kapazität her nicht dazu beschaffen sind, Flüge von Teheran in die EU-Staaten und retour ohne Auftanken zu bewältigen, musste unter anderem Wien (sprich die OMV) als Tankzwischenstopp herhalten. Da dies nun nicht mehr möglich ist, muss die Iran Air sich Alternativen ausdenken und neue "Tankstationen" wie Prag und Budapest, wo meist russische Treibstofflieferanten ihren Sitz haben. Diese betanken die Iran Air nach wie vor - wenn auch teurer.
Passagiere verärgert die fehlende Information
Erster betroffener Flug war der dieswöchige Mittwoch-Flug von Wien nach Teheran, der nicht wie geplant direkt flog, sondern über Budapest umgeleitet wurde. "Es war schrecklich. Wir sollten um 16 Uhr in Wien abfliegen, hatten schon zwei Stunden Verspätung und wurden dann auch noch ohne Vorwarnung umgeleitet und kamen um mehrere Stunden verspätet in Teheran an. Wenn wir all dies gewusst hätten, wären wir nie mit der Iran Air geflogen", schildert ein Passagier des Mittwochfluges.
Mittlerweile liegen der "Wiener Zeitung" Informationen vor, dass die Zentrale der Fluglinie in Teheran mit großem Unmut tausender Passagiere aus ganz Europa konfrontiert ist.
Verärgerte Fluggäste beklagen die mangelnde Informationspolitik, unplanmäßige Umleitungen und die erheblich längeren Warte- und Flugzeiten der Iran Air. Letztere will nun mit einigen "Sonderaktionen" - etwa der Erhöhung der Freigepäcksgrenze von 30 auf 40 Kilo oder mit Spezialpreisen - ihre vergraulten Kunden wieder zurückgewinnen.