Österreichisches Öl- und Gasunternehmen unterzeichnete Absichtserklärung mit Dana Energy.
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Teheran/Wien. Monatelang hatten Branchenkenner und Insider es angekündigt, nun ist es offiziell: Die börsennotierte OMV schielt ein Jahr nach der Aufhebung der nuklearbezogenen Sanktionen gegen Teheran wegen des Atomstreits wieder in den Iran und macht Nägel mit Köpfen: Der österreichische Öl- und Gaskonzern hat in Wien ein "Memorandum of Understanding" mit dem renommierten iranischen Unternehmen Dana Energy unterzeichnet, wie aus einer Pressemitteilung beider Konzerne am Mittwoch hervorging. Bei dem Projekt, das monatelang im Vorfeld detailliert vorbereitet worden war, vereinbarten die beiden Vertragspartner, mögliche kommende Feldentwicklungsprojekte gemeinsam durchzuführen.
Schwierige Partnerschaft
Bereits 2016 hatten die National Iranian Oil Company (NIOC) und die OMV den Grundstein für einen neuen Anlauf der Kooperation gelegt und eine Absichtserklärung zur Evaluierung mehrerer Felder im Gebiet Zagros im Westen des Iran hinsichtlich ihres Potenzials zur zukünftigen Entwicklung unterzeichnet. Zudem unterschrieben die OMV und NIOC eine Vereinbarung für eine gemeinsame technologische Forschungskooperation für das Fars-Gebiet, hieß es in der Mitteilung.
Für die OMV ist das Iran-Engagement kein Neuland, sondern ein Wiedereinstieg nach einer Zäsur. Denn auch während der Zeit der Sanktionen unterhielt der Ölgigant eine Dependance in Teheran. Einfach war die Partnerschaft aber trotzdem nicht. Die OMV hatte wegen der Sanktionen seine Verträge im März 2011 mit der staatlichen iranischen Fluglinie Iran Air nicht verlängert und betankte keine Flieger dieser Gesellschaft mehr am Flughafen Wien-Schwechat. Damals war die OMV europaweit einer der letzten Ölmultis, die noch Kerosin für Iran-Air-Flüge zur Verfügung gestellt hatten.
"Bittere Episode"
Die staatliche Iran Air war sehr erbost über diesen Schritt und musste Mehrkosten in Kauf nehmen, um den OMV-Lieferausfall zu kompensieren. Zu spüren bekamen das die Iran-Passagiere, nicht nur in Wien, sondern europaweit. Denn die Fluglinie musste, oft vollbesetzt, einen Tankstopp in Ljubljana, Bratislava oder Istanbul einlegen.
Zuvor war durch den Anbieter OMV Wien dieses Drehkreuz für Tankstopps. Egal, ob es sich um Iran-Air-Flieger aus Frankfurt, Amsterdam, Stockholm oder anderen Europa-Destinationen handelte, sie alle kamen "auf Zwischenbesuch" nach Wien, da sich große Ölkonzerne wie BP, Shell, Total oder Q8 (Kuwait Petroleum) in Anlehnung an die US-Wirtschaftssanktionen gegen Teheran seit Mitte 2010 weigerten, Maschinen der Iran Air aufzutanken.
Heute redet kein Mensch mehr von dieser, wie es der iranische Botschafter in Wien damals ausdrückte, "bitteren Episode". Man will die Vergangenheit abschließen und in die Zukunft blicken. Dementsprechend euphorisch fallen auch die Statements der Verantwortlichen aus.
OMV-Chef Rainer Seele hatte gegenüber der "Wiener Zeitung" mehrfach betont, mit Teheran verstärkt ins Ölgeschäft kommen und in naher Zukunft noch konkretere Schritte setzen zu wollen. "Es geht uns um eine gründliche Vorsondierung. Wir sind derzeit dabei, Projekte zu konkretisieren und die Eckpunkte festzulegen", sagte er. Gut Ding braucht aber auch bei dieser österreichischen Kooperation Weile: Wie schnell die Förderung iranischen Öls und in der Folge die Lieferung nach Europa erfolgen würde, sei noch unklar. Gaslieferungen nach Europa sah Seele in seiner 2016 erstellten Prognose "innerhalb dieser Dekade nicht".
Zudem gebe es auch in der Region des Nahen und Mittleren Ostens genügend Bedarf nach Erdgas. Bei Öl hingegen könne man schnell Einnahmen erzielen. Denn da müsste zuerst einmal die lokale Infrastruktur ausgebaut werden.
Noch ein Hindernis ist immer in Zusammenhang mit Iran-Geschäften gegeben. Man muss sich ansehen, wer den Kooperationspartner unterstützt und welche Befugnisse und Lizenzen der iranische Vertragspartner hat. Denn viele große Firmen im Iran stehen unter der Fuchtel der Revolutionsgarden und der Hardliner und haben nur einen eingeschränkten Handlungsspielraum bei Auslandskooperationen.
Daher stellt sich die berechtigte Frage, warum sich die OMV gerade Dana Energy ausgesucht hat? "Dana ist eine private Öl- und Gasfirma und hat eine Lizenz auf Partnerschaften", meinte ein OMV-Sprecher in einer ersten Stellungnahme. Als ausländischer Player sei man an einem langfristigen und zuverlässigen Partner interessiert, und das sei Dana, ergänzte er. Außerdem wird der Konzern auch von der als moderat geltenden Regierung unter Präsident Hassan Rohani unterstützt.
Die iranische Seite sieht in der Kooperation einen Neubeginn mit vielen Nutznießern. "Wir haben mit der OMV und mit Österreich an sich ausgezeichnete Beziehungen", sagte ein iranischer Diplomat in Teheran am Mittwoch im telefonischen Gespräch. "Auch während der Sanktionszeit war Österreich stets in einer Sonderrolle und in vielerlei Hinsicht für uns ein Tor zu Europa", so der Experte weiter.
Daher müsse man mit der OMV auch nicht bei null anfangen. "Es gibt Vertrauen, es gibt eine Vorgeschichte, es gibt beidseitiges Interesse und einen ernsthaften Willen für langfristige Kooperationen", erklärte der Diplomat. Daher sei diese Kooperation logisch und sinnvoll und werde nun vorangetrieben. Die OMV bestätigte diese Schilderung, dass "man sich kenne und eine Vertrauensbasis da sei".
Die OMV ist übrigens nicht das einzige Unternehmen, das sein Iran-Geschäft vorantreiben will. Auch die AUA springt verstärkt auf den Iran-Zug auf. Mit bis zu 14 wöchentlichen Direkt-Flügen nach Teheran und vier nach Isfahan hat die österreichische Fluglinie europaweit als eine der Ersten in der Branche spürbare Intensivierungsschritte gesetzt.
Im Dezember hat die OMV wie berichtet mit der russischen Gazprom eine Grundsatzvereinbarung zum geplanten Asset-Tausch von Öl- und Gasfeldern der OMV in der Nordsee gegen eine Beteiligung an der Gasförderung in Sibirien unterzeichnet. Er erwarte keinen Widerstand gegen den Asset-Tausch aus Norwegen, sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Geplant ist, dass Gazprom eine 38,5-prozentige Beteiligung an der norwegischen OMV-Tochter erhält.