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Kleinere Betreiber schlagen zu. | Zusatzgeschäfte werden gesucht. | Wien. Auf dem heimischen Tankstellenmarkt scheint sich vordergründig nichts zu bewegen. Nach der jüngsten Tankstellenstatistik für 2007, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, ist die Zahl der Tankstellen im Vorjahr gerade einmal um zwei Stationen auf insgesamt 2810 zurückgegangen. Doch dieses Bild täuscht allerdings gewaltig.
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Die bekannten Tankstellenbetreiber wie etwa OMV, BP und Shell verkaufen in großem Stil Stationen, die sie für zu wenig ertragsstark halten. Diese Tankstellen verschwinden allerdings nicht vom Markt, sondern wurden bisher von kleineren österreichischen Gruppen übernommen.
So erwarb im Vorjahr die oberösterreichische Doppler-Gruppe 83 Stationen von BP, die unter dem Namen BP oder der Eigenmarke Turmöl weitergeführt werden. Als Draufgabe wurden noch sechs Tankstellen von Shell eingekauft.
Nun will auch noch der OMV-Konzern sein Netz radikal straffen und bietet 54 Avanti- und 46 OMV-Stationen zum Kauf an. Erste Gespräche mit Interessenten wurden bereits aufgenommen, das Interesse bei der Konkurrenz ist bisher allerdings eher zurückhaltend.
Doppler-Gruppe will aufstocken
Potenzielle Käufer wie Stig-lechner, Avia oder Genol zeigen zwar grundsätzliches Interesse, betonen aber, wenn überhaupt, nur einige wenige Stationen übernehmen zu wollen.
Am ehesten könnte hier wieder die Doppler-Gruppe ins Spiel kommen, die ihren derzeitigen Marktanteil von 7,5 Prozent (rund 200 Tankstellen) durch Zukäufe auf 10 Prozent aufstocken will. Dafür würde man noch rund 50 Stationen brauchen. In Branchenkreisen wird allerdings betont, dass etwa die Avanti-Standorte mitunter nicht besonders attraktiv seien. Die OMV würde Käufern auch ihren Markennamen überlassen, viele Kaufinteressenten setzen aber eher auf die eigenen Marken.
Ein Auge auf den österreichischen Markt geworfen hat die ungarische MOL. Diese befindet sich allerdings in einem heftigen Streit mit der OMV, die seit Monaten versucht, die MOL zu übernehmen. Dies stößt jedoch, wie berichtet, auf wenig Gegenliebe in Budapest.
Die MOL tritt hierzulande bereits seit einiger Zeit in größerem Ausmaß als Verkäufer von Dieseltreibstoff auf, bisher allerdings nur als Direktlieferant an Großkunden. Tankstellen würden da gut ins Konzept passen. An der Gerüchtebörse wird gemunkelt, dass sich der Esso-Konzern ganz aus Österreich zurückziehen könnte, womit über 100 Tankstellen auf den Markt kommen könnten. Entsprechende Kontakte mit der MOL soll es dem Vernehmen nach bereits gegeben haben.
Gastankstellen sind im Vormarsch
Was ist aus der aktuellen Tankstellenstatistik noch heraus zu lesen? Die Branche engagiert sich beim Ausbau des Netzes von Gastankstellen, während Super-ethanol (E 85) nach wie vor links liegen gelassen wird. Derzeit gibt es bereits 100 Gastankstellen, Ende 2007 waren es erst 71, im Jahr davor 47. Besonders OMV und Agip setzen auf die Gaskarte, BP, Esso und Shell sind bisher noch kaum auf diesen Zug aufgesprungen. Jet (gehört ConocoPhilips) lehnt Gas nach wie vor ab. Die Zahl der Fahrzeuge, die mit Gas fahren, ist allerdings nach wie vor gering und liegt gerade einmal bei knapp 2500.
Noch geringer ist der Bestand an Ethanol-Kfz, die derzeit allerdings auch nur an sieben Tankstellen den benötigten Treibstoff bekommen. Wenig tut sich auch im Bereich von Automatentankstellen. Sie sind in Österreich nach wie vor nicht gefragt, der Bestand nahm gerade einmal um eine Station auf 41 zu.
Genau das Gegenteil passiert bei Tankstellen mit Shop oder Bistro. Die großen Konzerne sehen hier die Möglichkeit, das wenig ertragreiche Geschäft mit dem Treibstoff durch den Verkauf von Lebensmitteln oder mit einem Restaurantbetrieb aufzufetten. Im städtischen Bereich geht bei BP jeder vierte Tankstellenbesucher, ohne zu tanken, in den Shop. Diese Zahl ist steigend, dafür wurde auch das heimische Netz der Tankstellen mit angeschlossenem Bistro im Vorjahr von 771 auf 824 aufgestockt.
Was nicht in der Statistik steht: Zusatzgeschäfte werden gesucht. Die OMV hat in allen ihren Stationen mit Viva-Shops - das sind 165 - ein Paketservice für die heimische Post eingerichtet, bei den Dopplertankstellen (196 laufen unter BP, Turmöl und Shell) kann man den Hermes-Paketdienst in Anspruch nehmen.