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OMV tauscht Nordsee für Sibirien

Von Karl Leban

Wirtschaft

Österreicher bieten Gazprom Beteiligung an Ölförderung in Nordsee - im Gegenzug für Beteiligung an sibirischem Gasfeld.


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St. Petersburg/Wien. Nicht wenige Kritiker hatten den Ausverkauf rot-weiß-roten Vermögens befürchtet, doch dazu wird es nicht kommen. Im Gegenzug für eine Beteiligung an dem riesigen sibirischen Gasfeld Urengoj wird die OMV keine Teile von Assets in Österreich an die russische Gazprom abgeben - weder von der Raffinerie Schwechat noch vom Pipeline-Betreiber Gas Connect oder anderen Tochterfirmen. "Wir werden eine Kooperation in Russland haben und auch außerhalb von Russland, aber eben nicht in Österreich", betonte Konzernchef Rainer Seele am Freitag nach der Unterzeichnung des Asset-Deals in St. Petersburg.

Nachdem in der Öffentlichkeit monatelang spekuliert worden ist, steht bei dem Geschäft mit der Gazprom nun fest: Als Tauschobjekt bietet die OMV den Russen eine Beteiligung an ihren Nordsee-Aktivitäten an. In welcher Höhe die Beteiligung erfolgen soll, hängt noch von einer Bewertung der dortigen Assets ab. Die soll jedoch in den kommenden Monaten abgeschlossen sein.

Partner im hohen Norden

Warum gerade eine Beteiligung an der relativ teuren Ölförderung in der Nordsee für die Russen attraktiv sein soll, ist nicht klar erkennbar. Seele sagte lediglich: "Für die Gazprom ist es ein Schritt in Richtung Öl. Sie wollen einen strategischen Partner finden, der entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit ihnen zusammenarbeitet." Die Russen in der Nordsee an Bord zu haben, hätte für die OMV wiederum den Vorteil, dass Gazprom die dort erforderlichen Investitionen von gut einer Milliarde Euro mitschultern würde. In Reaktion auf die Produktionsstillstände im Krisenland Libyen hatte die OMV erst 2013 ihre Nordsee-Aktivitäten massiv aufgestockt. Für 2,65 Milliarden Dollar waren Beteiligungen an mehreren Ölfeldern in britischen und norwegischen Gewässern übernommen worden - damit aber auch hohe Folgekosten.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des binnen knapp zwei Jahren tief abgerutschten Ölpreises setzt die OMV jetzt alle ihre Hoffnungen auf den russischen Markt. Zumal dort die Produktionskosten deutlich niedriger sind als in der Nordsee oder in Rumänien. Belaufen sie sich im OMV-Konzern derzeit im Durchschnitt auf rund 13 Dollar pro Fass, sind es in Russland bloß zwei Dollar.

Geplant ist, dass sich die Österreicher via Einstieg bei einer von der Gazprom dominierten Gasfördergesellschaft an dem westsibirischen Feld Urengoj beteiligen. An der gemeinsamen Firma soll die OMV 24,98 Prozent der Anteile übernehmen. Ein weiterer Partner bei der Ausbeutung des Feldes ist BASF/Wintershall, die Deutschen sind bereits mit 25,01 Prozent beteiligt. Sie bewerten ihre Anteile mit rund 780 Millionen Euro. Diese Zahl gilt auch im Fall der OMV als Gradmesser dafür, welches Volumen das Geschäft mit den Russen auf die Waage bringen wird. Konkretes gab es dazu am Freitag weder von der OMV noch von der Gazprom.

Den Vollzug des Deals erwartet Gazprom-Chef Alexej Miller noch heuer. Die Gefahr, dass der Asset-Tausch noch platzen könnte, sieht er nicht. Um OMV-Chef Seele Rückenwind für das politisch brisante Geschäft zu geben, war auch Finanzminister Hans Jörg Schelling zu dem Treffen in St. Petersburg angereist. Zwischen Russland und dem Westen herrschen aufgrund der Krisen in der Ukraine und Syrien Spannungen. Schelling stellte einmal mehr auch klar: "Es wird keine Beteiligung der Gazprom an der OMV geben."

Russen liefern auch Rohöl

Neben dem Asset-Deal hat die teilstaatliche OMV am Freitag mit der Gazprom auch eine Vereinbarung über zusätzliche russische Rohöl-Lieferungen für die Raffinerie in Schwechat unterzeichnet. Derzeit stammt ein Zehntel des dort verarbeiteten Rohöls aus Russland, künftig soll dieser Anteil deutlich ausgebaut werden.

"Darum wollen wir auch einen Anschluss an die Druschba-Pipeline", sagte Seele. Derzeit fehlt dafür aber noch ein ungefähr 60 Kilometer langes Verbindungsstück durch die Slowakei.