Wien. Die Spitzenmanager von OMV und Verbund gaben sich am Montagabend wild entschlossen, die Fusionspläne auch gegen den heftigen Widerstand aus den Reihen der Landespolitik und Teilen der eigenen Aktionäre durchzusetzen. OMV und Verbund werden das Projekt in Angriff nehmen, wenn ÖVP und SPÖ die per Verfassung vorgeschriebene staatliche 51-Prozent-Mehrheit am Verbund abschaffen, versicherten OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider in einem Hintergrundgespräch.
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Heute tagen Österreichs Landshauptleute, die die Fusion durchaus kritisch sehen: "Hauptzielrichtung ist eine gesichterte Erhaltung der Wasserkraft in österreicherischer Hand", so der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll. Doch Ruttenstorfer und Haider sind sich einig: Von einer "Ausverkaufsgefahr" für die Wasserkraft könne keine Rede sein.
Als weitere unmittelbare Bedingungen, die "erste Phase" einzuläuten, nannten Haider und Ruttenstorfer das "Go" der Wettbewerbsbehörden in Brüssel und die Zustimmung der OMV-Hauptversammlung. Sodann hätte man Zeit, die Verbund-Großaktionäre EVN, Wienstrom und Tiwag zu erweichen, deren Zustimmung für die Fusion nötig ist. "Wir haben ein halbes Jahr bis ein Jahr Zeit, um die Herrschaften davon zu überzeugen, dass diese Lösung auch gut für sie ist", sagte Haider.
Man habe die politischen sowie die Widerstände aus den Landesenergiegesellschaften erwartet, "nicht aber, dass sich die Börsen wie jetzt generell nach unten empfehlen", sagte Ruttenstorfer. Er und Haider legten einmal mehr die unternehmensstrategischen Gründe dar, die für den Zusammenschluss sprechen. Im Zentrum steht dabei die Zusammenarbeit bei Gas.
Die finanziellen Bedingungen für den Aktientausch Verbund - OMV (1:6,5) und das Barangebot könne man nicht verändern, weil diese das Ergebnis einer monatelangen "professionellen Mergervorbereitung" seien, hieß es. Die Analysen von JP Morgan und Merrill Lynch hätten erbracht, dass die Marktkapitalisierung im langjährigen Mittel bei 60:40 (OMV:Verbund) gelegen sei, das Barangebot spiegle ferner eine "kleine Prämie" für die Minderheitsaktionäre wider.
Haider und Ruttenstorfer glauben, dass mit der nun öffentlich diskutierten Vetomöglichkeit durch die ÖIAG ehrliche Ängste um die heimische Wasserkraft aus der Welt geschafft werden können. Zusammen mit anderen Sicherheiten sei ein solches Veto wie "Gürtel, Hosenträger und ein Regenschirm darüber. Das müsste eigentlich ausreichend sein, wenn die Dinge einigermaßen rational diskutiert werden", sagte der Verbund-Chef. Laut Haider soll im Verfassungsgesetz festgeschrieben werden, dass für einen Verkauf der Wasserkraft-Tochter AHP, von AHP-Anteilen oder von einzelnen Kraftwerken eine Dreiviertelmehrheit in einer Hauptversammlung der neuen OMV-Verbund nötig ist. Damit könnten gegen den Willen der ÖIAG auch dann keine Kraftwerke verkauft werden, wenn sich der Staat auf 25 Prozent und eine Aktie zurückgezogen hätte.
Ein Gutachten des Linzer Universitätsprofessors Martin Karollus (Institut für Unternehmensrecht) kommt allerdings zu einem gegenteiligen Ergebnis: Das nunmehr vorgeschlagenen Veto-Recht der ÖIAG würde nicht zur gewünschten Absicherung der Kontrolle über die Wasserkraft führen. Es bestehe "ein sehr großes Risiko", dass das geplante Vetorecht vor dem Hintergrund der "Golden share"-Rechtsprechung des EuGH beanstandet werde, was zur Beseitigung dieses Vetorechts und damit zum völligen Verlust einer "irgendwie abgesicherten Einflussmöglichkeit auf die Wasserkraft" führen würde, heißt es in dem der APA vorliegenden Gutachten.
Nach Rechnung von Hans Haider könne jedoch auch die Forderung, 51 Prozent an der Wasserkrafttochter AHP in öffentlicher Hand zu erhalten, erfüllt werden - wenn nämlich EVN, Wienstrom und Tiwag ihre Verbund-Aktien in OMV-Anteile tauschen. Durchgerechnet käme man dann auch in Zukunft auf eine "öffentliche" 51-Prozent-Mehrheit.