Bund könnte seine jeweiligen Anteile in eine gemeinsame Holding einbringen. | Vereinbarung in wenigen Tagen? | Wien. "Ja, wir reden über eine Allianz - wie sie aussehen soll, darüber wurde zunächst Stillschweigen vereinbart". In den Konzernzentralen der beiden heimischen Energieriesen Verbundgesellschaft und OMV gab man sich am Montag wortkarg, lediglich die Pflicht des börsenotierten Unternehmens, Verhandlungen zu bestätigen, wurde erfüllt. Der Aufsichtsrat der OMV tagte am Montagnachmittag, jener des Verbund tritt heute, Dienstag, zusammen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wenn der Öl- und Gaskonzern OMV und Österreichs größter Stromerzeuger Verbund zusammengehen, entstünde ein österreichischer Energieriese mit einem Umsatz von zusammen rund 18 Mrd. Euro und einem addierten Börsenwert von rund 30 Mrd. Euro. Synergiepotenzial gibt es laut Branchenkennern vor allem zwischen den Strom- und Gasgeschäften. Während in Medienberichten sowohl mit einer Fusion spekuliert wurde und Börsenanalysten eher eine Übernahme des Verbund durch die OMV als wahrscheinlichere Variante sahen, könnte sich relativ rasch - noch in dieser Woche - eine Konstruktion ergeben, bei der der Bund seine jeweiligen Anteile - 51 Prozent im Falle der Verbundgesellschaft, 31,5 Prozent im Falle der OMV - in eine Dachholding einbringt, die beide Unternehmen steuert.
Synergiepotential vor allem beim Gas
Ein derart integrierter österreichischer Energiekonzern könnte sich auf den Wachstumsraum Südosteuropa/Türkei konzentrieren und dabei eine Art "Sperrriegel" gegen Expansionspläne etwa der deutschen Energieriesen E.on und RWE legen, überlegten Branchenexperten. Die OMV ist in der Region bereits stark vertreten, der Verbund ist dort nicht tätig. Für einen Stromversorger sei es günstig, wenn für die kalorische Erzeugung Gas im eigenen Konzern verfügbar sei.
Bei einem Zusammenschluss rechnet der Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), Walter Barfuß, mit einem vertieften Kartellprüfungsverfahren vor der EU-Kommission. Er erwartet eine Genehmigung durch Brüssel nur unter Auflagen, vor allem im Gasbereich. Für eine vollständige Fusion wäre auch ein breiter Polit-Konsens nötig: Die öffentliche Mehrheit am Verbund ist verfassungsrechtlich festgeschrieben, für eine Änderung ist im Parlament eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig. Die SPÖ muss also zustimmen. Dieser Konsens ist Medienberichten zufolge bereits gegeben, die Gesetzesänderung könnte noch vor dem Sommer erfolgen.
Offiziell äußern wollte man sich aus der SPÖ am Montag dazu nicht. Noch nicht bekannt ist derzeit die Haltung des mit der ÖIAG syndizierten Großaktionärs IPIC (Abu Dhabi). Die IPIC hält 17,6 Prozent an der OMV und gemeinsam mit dieser auch den Petrochemiekonzern Borealis.
Zustimmung kommt von ÖVP-Seite. Wirtschaftsminister und Verbund-Eigentümervertreter Martin Bartenstein erklärte, dass er die von den Vorständen ausgehenden Überlegungen unterstütze, denn damit entstünde ein Energieplayer von europaweiter Dimension mit beachtlicher Fantasie in Mittel- und Osteuropa. Für Finanzstaatssekretär Alfred Finz entspricht dieser Schritt dem "internationalen Trend". Mit einer Fusion würden die Unternehmen auch gegen feindliche Übernahmen gestärkt.
Die Börse reagierte mit einem starken Kursplus für die Verbund-Aktie. Die Aktien der OMV gaben dagegen um mehr als 3 Prozent nach.