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OMV und Verbund wollen Fusion

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Verschmelzung über Aktientausch und Barangebot. | Die Marken OMV und Verbund sollen erhalten bleiben. | Wien. Die OMV und der Verbund sind sich über eine Fusion der beiden Unternehmen einig. Eine entsprechende Vereinbarung, die eine Verschmelzung im Verhältnis 60:40 vorsieht, wurde am Mittwoch unterzeichnet, gaben OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider in einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Geplant ist, die Fusion im Jahr 2007 abzuschließen.


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Es wäre dies die größte Firmenübernahme, die es in Österreich je gegeben hat. Sowohl Haider als auch Ruttenstorfer können der Verschmelzung nur Positives abgewinnen: "Der Strom- und Gasmarkt wird in Zukunft zusammenwachsen", sagt etwa Ruttenstorfer. Man brauche einen integrierten Energiekonzern. "Wir wollen einen Öl-, Gas- und Stromkonzern von europäischem Format, der die Wachstumschancen in Osteuropa wahrnehmen kann", ergänzt Haider.

Die Synergien beziffern Verbund und OMV mit 100 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren. Der kleinere Teil davon wären Verwaltungskosten, meint Ruttenstorfer, der größere beträfe den Bereich Strom und Gas.

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Die OMV plant in Zukunft, ihr Gasgeschäft auszuweiten. Der Verbund brauche dieses Gas für neue Kraftwerke, weil das Potential an Wasserkraft bereits ausgeschöpft sei. Konkret hat der Verbund Pläne für 12 neue Gaskraftwerke in ganz Europa. Bis 2010 will der Konzern den Anteil der Stromerzeugung aus Gas von derzeit 5 bis 7 Prozent auf 25 Prozent ausweiten.

Die Struktur des Deals

Die Fusion der beiden Unternehmen soll in mehreren Schritten erfolgen. In einem ersten Schritt wird die Republik Österreich ihren 51prozentigen Anteil am Verbund per Gesetz an die Staatsholding ÖIAG übertragen; mit der Auflage, diesen Anteil als Sacheinlage in die OMV einzubringen. Die OMV führt gleichzeitig eine Kapitalerhöhung durch und bezahlt der ÖIAG die Verbund-Anteile zur Hälfte durch OMV-Aktien im Verhältnis 1:6,5; zur anderen Hälfte durch Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung.

Dadurch entsteht aus der OMV eine neue Gesellschaft die OMV-Verbund-Holding (siehe auch Grafik). Sie wird am Verbund vorerst 51 Prozent halten; die ÖIAG, die derzeit bereits 31,5 Prozent an der OMV hält, wird ihrerseits an der neuen OMV-Verbund-Holding 41 Prozent halten. Damit die ÖIAG kein Pflicht-Übernahmeangebot für die OMV abgeben muss, müssen 11,4 Prozent der ÖIAG-Anteile an der Holding einem Treuhänder unter Stilllegung der Stimmrechte übergeben werden.

IPIC bleibt

Die OMV-Aktionärsgesellschaft IPIC aus Abu Dhabi, die mit der ÖIAG einen Syndikatsvertrag hat, bleibt auch an der neuen Gesellschaft beteiligt. Ihr Anteil sinkt allerdings von derzeit 17,6 auf 15 Prozent. Die neue OMV-Verbund-Holding wird ein Übernahmeangebot für den Verbund abgeben. Verbund-Aktionäre haben die Möglichkeit, wie die ÖIAG 6,5 OMV-Verbund-Holding-Aktien für 1 Verbund-Aktie zu bekommen; oder ein Bar-Angebot von 425 Euro pro Aktie anzunehmen. Das Barangebot liegt 20 Prozent über dem Verbund-Durchschnittskurs des letzten halben Jahres.

Klappt Fusion?

Der nächste Schritt wäre, dass die OMV-Verbund-Holding mit ihrer Tochter Verbund fusioniert. Das geht aber nur, wenn die Landesversorger EVN, Wienstrom und Tiwag, die gemeinsam mehr als eine Sperrminorität am Verbund halten, dieser Fusion zustimmen. Wienstrom und EVN, die dem Vernehmen nach den Merger auch zu zweit blockieren könnten, wollen derzeit ihre Zustimmung verweigern. Auch bei der Tiwag zeigt man sich skeptisch. Es gebe noch zu viele offene Fragen. Über die müsse man erst verhandeln, meinen die Landesversorger. "Deswegen haben wir uns ja für die Fusion ein Jahr Zeit genommen", so OMV-Generaldirektor Ruttenstorfer. Die Marken OMV und Verbund sollen jedenfalls erhalten bleiben. "Es gibt derzeit keinen Grund, hier etwas zu ändern", so Ruttenstorfer. Nachsatz: "Wir schließen es aber auch nicht für alle Zeiten aus."

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