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OMV-Verbund: Aktien auf Talfahrt

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

OMV verliert über 7 Prozent, Verbund fast 4 Prozent. | Weltweit kaum ein integrierter Öl-Strom-Konzern zu finden. | Wien. Es war nur eine knappe Ad-Hoc-Meldung, die die OMV am späten Montagabend aussandte. In dieser wurde noch einmal auf "Gespräche zur Evaluierung einer Allianz" mit dem Verbund hingewiesen. Zusatz: "In diesem Zusammenhang gibt es Überlegungen im Sinne des § 5 Absatz 2 Übernahmegesetz, eine mögliche Allianz neben anderen Transaktionselementen auch durch ein Übernahmeangebot der OMV an die Verbund Aktionäre zu erreichen." Der Preis sollte, dem Gedanken eines "Merger of Equals" (Fusion unter Gleichen, Anm.) folgend, eine "kleine Prämie" auf den Durchschnittskurs der letzten Monate enthalten, so die OMV. Das Unternehmen hat nun laut Gesetz 40 Tage Zeit, um ein formelles Übernahmeangebot bei der Übernahmekommission anzumelden.


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#Kurse rasseln abwärts

Sowohl die Aktionäre des Verbund als auch der OMV konnten der Neuigkeit wenig abgewinnen. Die OMV-Aktie büßte zeitweise über 7 Prozent ein, die Verbund-Aktie knapp 4 Prozent. Analysten bezweifeln, dass eine Übernahme des Verbund durch die OMV Vorteile für die Unternehmen brächte. Alfred Reisenberger von der BA-CA meint etwa, die Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Deals würden "umso größer, je länger man nachdenkt." Es gebe kaum Synergien. Keines der Unternehmen würde etwas für das eigentliche Geschäft gewinnen die OMV würde nicht mehr Öl oder Gas verkaufen, der Verbund keine zusätzlichen Kraftwerke erhalten.

Derzeit kommen 5 bis 7 Prozent der Stromproduktion des Verbund aus Gas, knapp 90 Prozent kommen aus Wasserkraft.

Die Osteuropa-Strategie der OMV würde durch die Übernahme "verwässert", meint Reisenberger. Die OMV habe durch die Übernahme der Petrom bereits eine "Mega-Baustelle". Mit einer Verbund-Übernahme käme eine zweite hinzu.

Passt Strom zu Öl?

International betrachtet würde die OMV durch die Übernahme eines großen Stromversorgers einen höchst unüblichen Weg gehen. Viele große Ölkonzerne machen um das Stromgeschäft einen Bogen. BP-Chef Lord John Browne meint etwa: "Wir können unser Kapital viel effizienter einsetzen, wenn wir uns auf Öl und Gas konzentrieren und den Verkauf von Strom Firmen überlassen, die darauf spezialisiert sind." Öl und Strom seien zu unterschiedliche Geschäfte, um sie unter einem Dach sinnvoll zu vereinen, so Browne. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Der Ölmulti Shell ist beispielsweise über die Tochterfirmen Intergen und Coral auch im Stromgeschäft tätig allerdings nur in sehr geringem Ausmaß. Weniger als 5 Prozent des Shell-Umsatzes kommen aus diesem Bereich.

Nur eine Firma hat bisher in großem Stil versucht, die Idee eines Energiekonzernes umzusetzen, bei dem alles aus einer Hand kommt. Allerdings darf bezweifelt werden, ob sich die OMV ausgerechnet diesen Konzern als Vorbild nehmen will: sein Name lautet nämlich Enron. Ex-Enron-Manager Jeff Skilling, der derzeit in den USA wegen Bilanzbetruges vor Gericht steht, glaubte, dass integrierten Öl-, Strom- und Gaskonzernen die Zukunft gehöre. Analyse Seite 12