OMV-Aktie steigt, MOL-Papier fällt. | Wiener wollen 20-Prozent-Anteil vorerst behalten. | Nächster Kampf geht um INA. | Wien. "Wir haben durch die Übernahme der MOL ein Synergiepotenzial von 400 Millionen Euro pro Jahr gesehen. Nachdem aber die EU-Wettbewerbshüter angekündigt haben, dass sie den angestrebten Raffinerieverbund Schwechat - Pressburg nicht genehmigen würden, macht das wirtschaftlich keinen Sinn mehr". OMV-Vizevorstandschef Gerhard Roiss hat zwar wenig Verständnis für diese "überraschende Position" der EU, die solche Raffinerieverbund-Konstruktionen in anderen Fällen - etwa in Bayern und Tschechien - als durchaus unproblematisch angesehen hat. Aber da der größte Teil der Synergien aus den Raffinerien gekommen wäre, "lassen wir es eben bleiben".
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Der im Sommer 2007 begonnene Versuch, die Kontrolle über die Ungarn zu erlangen, ist damit zu Ende, bevor die EU die vertiefte Prüfung der Übernahme beendet hat. Gut 11 Milliarden Euro hätte OMV für die gesamte MOL geboten, 32.000 Forint (damals 128 Euro) pro Aktie - sie war aber von Beginn an auf heftigen Widerstand des MOL-Managements und der Budapester Regierung gestoßen.
Mehr noch als der vom hohen Ölpreis geprägte Quartalsgewinn (siehe Bericht unten) verhalf der Rückzieher bei MOL der OMV an der Börse zu einem Höhenflug: Die Aktie legte in Wien in der Spitze um fast acht Prozent auf mehr als 45 Euro zu. Gleichzeitig gab das MOL-Papier in Budapest um fast sieben Prozent nach.
Ihre 20 Prozent an der MOL will die OMV vorerst behalten. Die Konsolidierung des Sektors in Mitteleuropa werde sich auf jeden Fall fortsetzen, sagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer: "Es drängen nicht nur die Russen mit Gazprom und Lukoil nach Westen, sondern auch von Kasachstan und Aserbeidschan".
Mit dem MOL-Paket werde man auf jeden Fall dabei sein und in dieser Region weiter wachsen. "Das Geld ist außerdem nicht schlecht angelegt", meinte Ruttenstorfer. Heuer hat man knapp 80 Millionen Euro Dividende aus Budapest überwiesen bekommen - die Ungarn hatten als eine der "Giftpillen" zur Abwehr der feindlichen Übernahme - neben dem Rückkauf eigener Aktien und der Hereinnahme von Partnern wie der tschechischen CEZ - die Ausschüttungsquote stark angehoben.
Erster Einstieg bei MOL
Schon Richard Schenz, der Vorgänger Ruttenstorfers an der OMV-Spitze, hatte im Jahr 2000 neun Prozent der teilstaatlichen MOL erworben, worauf der damalige ungarische Regierungschef Viktor Orban prompt Maßnahmen gegen eine "feindliche" Übernahme durch Ausländer einleitete.
Erst wenige Monate zuvor waren die beiden Energiekonzerne im Kampf um die Vorherrschaft in Mitteleuropa aneinander geraten: Damals erhielt die MOL den Zuschlag für die slowakische Slovnaft - mit deren Raffinerie in Pressburg, die jetzt in Brüssel zum Stolperstein wurde.
Auch bei der kroatischen INA hatten 2003 die Ungarn die Nase vorn - sie kauften die Sperrminorität. Das Match um die INA geht derzeit in die nächste Runde: Die Ungarn wollen in Kroatien aufstocken, die OMV deponierte ebenfalls grundsätzliches Interesse" - die INA-Aktien steigen.
2004 schlug schließlich die OMV in Rumänien zu und kaufte für 1,4 Milliarden Euro die Petrom - vor allem wegen deren enormen Rohstoffreserven ein Meilenstein für das Wachstum der OMV zur "Nummer Eins vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer".
Siehe auchOMV steigert Nettogewinn um mehr als die Hälfte