Zum Hauptinhalt springen

One: Orange statt Blau

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

France Telecom setzt auf neue Mobil-Produkte. | Mid Europa wird seine 65 Prozent mittelfristig halten. | Wien. Blau wird Orange - jetzt auch am Handymarkt. Einen Tag nach der Übernahme des drittgrößten heimischen Mobilfunkers One hat die France Telecom tief greifende Umstrukturierungen angekündigt. Der französische Konzernsprecher Bertrand Deronchaine kündigte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA einen raschen Management-Wechsel an. Innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monaten soll auch der Name One auf die internationale France-Telecom-Marke "Orange" umgestellt werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Management-Austausch ohne Nachricht an One

Außerdem werde demnächst "ein neues Management, dass voll dem Mobilfunkgeschäft verschrieben ist, sein Amt antreten", sagte Orange laut APA. Der bisherige Geschäftsführer Jorgen Bang-Jensen wird offensichtlich abgelöst. Eine Nachricht, die für One auf Anfrage der "Wiener Zeitung" völlig "überraschend" kam. Denn von Orange habe man noch nichts Diesbezügliches gehört, man habe die Information selbst nur aus der APA. Ob Bang-Jensen stattdessen in die Orange-Zentrale wechselt, oder sich überhaupt zurückziehen muss, ist demnach noch nicht bekannt. Der Kaufvertrag wird voraussichtlich diese Woche unterschrieben, danach wollen sämtliche Parteien Details bekannt geben.

Telefonieren bringt im Westen kein Geld mehr

Was bringt einen Telekom-Riesen wie die Telecom France zu einem Einstieg in den einen der härtesten Handy-Märkte Europas - nämlich Österreich? Hierzulande hat der Bürger mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Handys, die Gewinnmargen sind ob der erbitterten Preisschlacht relativ gering.

Doch die France Telecom sieht in Österreich noch ein deutliches Wachstumspotenzial. Da die Nutzungsrate von Mobilfunktelefonen extrem hoch sei, würden neue Produkte auch leichter akzeptiert, heißt es seitens Orange. Denn hier liegen die Gewinnmöglichkeiten. "Das Geschäftsfeld der Mobilfunkanbieter ist einer tief greifenden Veränderung unterworfen", weiß die Expertin Monika Rosen vom Asset Management der BA-CA. Bei einer momentan tagenden Telekom-Konferenz in Chicago habe beispielsweise ein Branchenvertreter gemeint, dass es nicht mehr darum gehe, dem Kunden ein Handy zu verkaufen, sondern über das Mobiltelefon eine andere Dienstleistung. "Ein Handy soll künftig anstelle der Kreditkarte treten", erzählt Rosen. Beide funktionierten auf Kredit, beide sind an die Personendaten geknüpft. Auf solchen Dingen ruhen die Hoffnungen der Netzbetreiber.

Mit dem bloßen Telefonieren kann man momentan vor allem in Indien und China Geld verdienen. Dort gibt es dank der wachsenden Mittelschicht noch gigantische Margen. Ansonsten hat der Mobilfunkanbieter in den Schwellenländern manchmal Probleme, seine Rechnungen einzutreiben. Nichtsdestotrotz ist die France Telecom in Teilen von Afrika aktiv und bereitet nach Branchengerüchten den Sprung nach Algerien und Vietnam vor - beides ehemalige französische Kolonien.

In Österreich hält der französische Konzern seit Mittwoch 35 Prozent an One. Die restlichen 65 Prozent liegen bei seinem Partner, dem ungarischen Finanzinvestor Mid Europa.

Durch diese Konstruktion erspart sich die France Telecom die Konsolidierung von One in ihrer Konzernbilanz. Eine gänzliche Übernahme soll erst nach der vollständigen Sanierung des heimischen Mobilfunkers geschehen. Der nunmehrige Mehrheitseigentümer von One, Mid Europa wird nach eigenen Angaben jedenfalls länger als ein bis drei Jahre bei One bleiben. "Wir bleiben grundsätzlich relativ lange in Unternehmen", so ein Mid-Europa-Manager.

Er wies Gerüchte über eine deutliche Kostensenkung im Unternehmen zurück. "Wir sehen das Potenzial bei One in der Umsatzsteigerung." Nachhaltige Wertschöpfung komme nämlich "meistens nicht von der Kostenseite".