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Onkel Andys Schatten

Von WZ-Korrespondent Peter Nonnenmacher

Europaarchiv

Imageschaden für britische Royals. | Medien fordern Rücktritt vom Job des Sonderbotschafters. | London. Eigentlich hatte dies ein Tag zur Präsentation des jungen Paares sein sollen. Für die Dienstagsausgaben der britischen Zeitungen hatte man "bei Hofe" eine Handvoll hübscher Fotos aus der Kindheit Catherine Middletons ausgegraben. Kate und William selbst absolvierten am gleichen Tag ihren ersten gemeinsamen Rundgang in Nordirland - lächelnd und pflichtbewusst im Herzen Belfasts, das rundum attraktive Gesicht der Krone.


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Leider ging die Planung etwas daneben. Nicht von dem Paar, das der Monarchie eine rosige Zukunft bescheren soll, war gestern im Königreich Rede. Sondern von "Onkel Andy", dem 51-jährigen Bruder des Kronprinzen Charles, der mit allerlei üblen Geschichten erneut die Titelseiten für sich in Beschlag nahm. Außer dem Herzog von York (der Nummer vier in der britischen Thronfolge) war in den Zeitungen dessen frühere Ehefrau Sarah Ferguson zu besichtigen, die über die eigene Dummheit, bei einem peinlichen Versuch der Schuldentilgung, lamentierte. Und beider Tochter Beatrice, die in volltrunkenem Zustand aus einem Nachtclub geführt werden musste.

Prinz Andrew, der schon früher als "Playboy-Prinz" einen zweifelhaften Ruf genoss, hat sich in einem Netz der Beschuldigungen und Verdächtigungen verfangen, das der Monarchie mittlerweile echte Sorgen bereitet. Ein Teil der Vorwürfe betrifft seine Freiwilligen-Rolle als Sonderbotschafter für britischen Aussenhandel, die er vor zehn Jahren von seinem Onkel, dem Herzog von Kent, übernahm. In dieser Rolle jettet Andrew auf Staatskosten durch die Welt und sucht britischen Firmen Türen zu lukrativen Geschäften zu öffnen.

Bestechlich . . .

Die Vorwürfe beziehen sich darauf, dass "Air Miles Andrew" nicht nur rüde und infantil, arrogant und im Geiste eines einfältigen Nationalismus seinen Job versehe. Sondern dass er in unnötigem Luxus reise und überdies seine privilegierte Stellung dazu benutzt habe, sich selbst zu bereichern. Unter anderem soll er dem einflussreichen Schwiegersohn des Präsidenten von Kasachstan, Timur Kulibayev, vor vier Jahren sein Anwesen Sunninghill Park bei Ascot für 15 Millionen Pfund verkauft haben - für 3 Millionen mehr, als er sich in England erhoffen konnte. Das Haus, ursprünglich ein Hochzeitsgeschenk der Königin für Andrew und Fergie, steht seither leer. Der damalige Deal, wird dem Prinzen von Kritikern vorgehalten, sei ein reiner Bestechungsversuch des Kasachen gewesen.

Eine ganze Latte "unglücklicher" Kontakte und Freunde sind Andrew in den letzten Jahren zugeschrieben worden. Der unglücklichste war wohl Jeffrey Epstein, der amerikanische Hedgefund-Milliardär, der dem Prinzen bei gelegentlichen Besuchen in seiner Villa in Florida die Gratis-Dienste seiner minderjährigen "Masseusen" anbot.

. . . und pädophil?

Das Foto einer damals 17-Jährigen, die Epstein bereits zwei Jahre vorher zur Prostitution angeleitet hatte, brachte die fatale Verbindung jetzt an den Tag. Die Aufnahme von 2001 zeigt Andrew mit Virginia Roberts im Arm. Roberts war seine persönliche "Masseuse". Sie war es, die gegen Epstein später prozessierte, was ihm 2008 eine 18-monatige Haftstrafe wegen Aushaltung einer minderjährigen Prostituierten eintrug.

So eng fühlte sich Andrew dem reichen Sexualstraftäter offenbar verbunden, dass er noch im vorigen Dezember, nach dessen Haftentlassung, vier Tage lang in dessen Haus in New York gastierte. Auch war es Epstein, der 15.000 Pfund für Andrews Ex-Frau Fergie bereit stellte, nachdem sich die frühere Herzogin von York durch luxuriösen Lebensstil und leichtsinnige Geschäfte fünf Millionen Pfund Schulden aufgeladen hatte. Den Transfer hatte offenbar Andrews Büro organisiert.

Vielsagend wies der "Daily Mirror" gestern darauf hin, dass zwei Assistentinnen Epsteins sich bei ihrer eigenen Vernehmung während des Epstein-Verfahrens geweigert hätten, auf die Frage zu antworten, ob der Prinz selbst sexuelle Kontakte mit Minderjährigen gehabt habe. Im Buckingham-Palast will man von solchen Kontakten nichts wissen.

Als staatlicher Emissär sei Andrew jedenfalls nicht länger geeignet, urteilte am Dienstag fast die gesamte Presse Londons - allen voran die treuesten Bannerträger der Monarchie.