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Schützenhilfe für die Perser aus Libyen und Venezuela. | Saudi-Arabien will auf Druck der USA Ölpreis von 70 bis 80 Dollar je Barrel. | Teheran/Wien. Im Erdölkartell bahnt sich ein Streit über die künftige Preispolitik an: Bei ihrer Sitzung in Ecuador im Dezember hatte die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) die Förderquoten erwartungsgemäß unverändert belassen. Und dabei könnte es auch bleiben - obwohl der Ölpreis sich derzeit um 90 Dollar pro Barrel bewegt.
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Seit 1. Jänner hat nämlich der Iran den Vorsitz über die aus zwölf Staaten bestehende Konferenz übernommen. Irans Ölminister Masoud Mir Kazemi stellte in dieser Woche seine Prioritäten für die Opec-Politik 2011 vor. Demnach peilt der Iran, wie übrigens auch Libyen und Venezuela, einen Ölpreis von 100 Dollar (75 Euro) je Barrel an.
Außerdem will die iranische Führung sich die Entwicklung des Öl- bzw. Goldpreises der letzten 30 Jahre genauer ansehen: Aus Sicht der Perser ist Öl demnach unterbewertet. Gold hat allerdings wegen der Wirtschaftskrise in den letzten Monaten eine Preisrally sondergleichen hinter sich.
"Billigöl-Ära ist vorbei"
Saudi Arabien hingegen möchte einen konstanten Ölpreis von 70 bis 80 Dollar je Barrel erzielen - nicht zuletzt auf großen Druck aus Washington: Die USA fürchten, dass ein höherer Ölpreis die Erholung der Wirtschaft gefährdet. Derzeit werden von der Opec täglich 24,8 Millionen Barrel gefördert. Zuletzt wurde die Fördermenge 2008 wegen des Preisabsturzes angesichts der Wirtschaftskrise verringert.
Nun ist die Krise halbwegs überwunden und 2011 soll für viele Industrieländer ein Jahr des Aufschwungs sein. Eines steht fest: 2011 wird ein Schlüsseljahr für die Entwicklung des Ölpreises.
Ein Branchenkenner der heimischen OMV sagt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass alles davon abhänge, ob die Förderquoten erhöht werden. "Sollte dies nicht geschehen, und das ist beim iranischen Vorsitz durchaus wahrscheinlich, kehrt das Schreckgespenst teurer Ölpreis wieder zurück." Die sich ohnehin wackelig erholende Weltwirtschaft bekäme einen Dämpfer. "Preise von bis zu 200 Dollar je Barrel sind dann keine Utopie mehr. Ich glaube, dass wir uns damit anfreunden müssen, dass die Zeit des billigen Öls endgültig vorbei ist", so der Experte weiter.
Aus für den US-Dollar
Indes sorgt noch ein Schritt in der iranischen Ölpolitik für großes Aufsehen: Im Streit über die künftige Bezahlung für Rohöl nimmt der Iran von Indien keine US-Dollar mehr an.
Die indischen Ölkonzerne Indian Oil und Hindustan Petroleum gaben bekannt, dass sie zunächst auf Kredit mit iranischem Rohöl beliefert werden. Der Zwist gilt mittlerweile als handfester Währungsstreit mit Signalwirkung. Bisher hatten die indischen Käufer, die täglich 400 000 Barrel (mit je 159 Liter) iranisches Rohöl abnehmen, jährlich zwölf Milliarden Dollar überwiesen. Damit soll nun Schluss sein.
Denn aufgrund der immer härteren Sanktionen des UN-Sicherheitsrates wegen der umstrittenen Urananreicherung der Perser wollen diese den Handel künftig gänzlich ohne US-Dollar abwickeln.
Wissen:
(hes) Die Opec wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Seit 1965 hat sie ihren Sitz in Wien. Ziel des Kartells mit inzwischen zwölf Mitgliedstaaten ist die Stabilisierung des Ölmarktes auf möglichst einträglichem Preisniveau. In der Regel passiert das über Förderquoten, die bei den vier Mal pro Jahr stattfindenden Treffen festgelegt (und selten eingehalten) werden. Bisher hatte die Opec stets versucht, den Ölpreis in einem Korridor bis etwa 80 oder 90 Dollar zu halten. Bei noch höheren Preisen droht nämlich die weltweite Konjunktur einzubrechen und damit Verbrauch und Nachfrage zu sinken. Die Opec-Staaten produzieren mehr als ein Drittel des Weltbedarfs.