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Opec dreht wieder am Ölhahn

Von Arian Faal und Konstanze Walther

Wirtschaft

Täglich 2,2 Millionen Barrel weniger. | Gazprom, Katar und Iran planen Mega-Projekt. | Moskau/Teheran/Wien. Im Vorfeld wurde viel über eine mögliche Rekord-Drosselung der Opec-Ölförderung geredet. Die Organisation der Erdöl exportierender Länder (Opec) traf sich am Mittwoch in der algerischen Stadt Oran, um dem Preis-Verfall entgegenzuwirken. Doch der Ölpreis zeigte sich davon unbeeindruckt.


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Zu einem Termin, wo Firmen normalerweise anfangen, Fässer zu horten und der Preis entsprechend steigt, fiel der Ölpreis im Tagesverlauf immer weiter. Gegen 14 Uhr kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Jänner 43,40 Dollar und damit 0,46 Prozent weniger als am Dienstag.

Am Abend MESZ einigte man sich im Oran schließlich auf 2,2 Millionen Barrel, die man weniger fördern werde. Es ist die größte Senkung seit der Quoten-Einführung 1982. Bisher förderte die Opec 27,3 Millionen der begehrten Fässer.

Vor allem der Iran und Venezuela verlangten eine noch stärkere Senkung der Fördermengen, da sie zum Ausgleich ihrer Leistungsbilanzdefizite am dringendsten auf hohe Ölpreise angewiesen waren. Und das, obwohl beide Länder jüngsten Daten zufolge mehr Öl gefördert haben, als ihre Quote erlaubt hätte - und zwar zu Lasten ihrer Kartellkollegen.

Der Iran will schließlich einen Ölpreis-Richtwert von 100 Dollar pro Fass. Saudi-Arabien hatte zuvor bereits 75 Dollar als fairen Preis bezeichnet. Andere nennen 70 bis 80 Dollar als Ziel.

Wie lang die Opec ihre Volumen drosseln wird, ist nicht bekannt. Laut dem iranischen Opec-Gouverneur Mohammed Ali Khatibi werde die Nachfrage auch 2009 "sehr schwach" bleiben.

Bei der Drosselung ist die Opec auch auf Nicht-Mitglieder angewiesen. Als Verbündeter hat sich Russland ins Spiel gebracht. Das Land will seine Fördermenge im kommenden Jahr um 320.000 Barrel senken und als ständiger Beobachter stärker mit der Opec zusammenarbeiten.

Auch sonst mischen die Russen am Energiesektor kräftig mit: Der russische Energiekonzern Gazprom, die Qatar Liquefied Gas Company Ltd. und die National Iranian Oil Company planen die Gründung eines Joint Ventures, um Gas im Iran zu fördern und in Katar zu verflüssigen.

UN-Sanktionen durch Projekt umgangen

Die drei Partner wollen sich mit jeweils 30 Prozent daran beteiligen, die restlichen zehn Prozent könnte die chinesische CNPC oder die südkoreanische Firma Kogas bekommen. Das Projekt sieht die Errichtung der Förderinfrastruktur auf dem iranischen Ölvorkommen Süd-Pars (geschätzte Vorräte: 14 Billionen Kubikmeter) und die Verlegung einer Pipeline auf dem Grund des Persischen Golfs bis nach Katar vor, wo eine Gasverflüssigungsfabrik gebaut werden soll. Mitten im Disput um Teherans umstrittene Urananreicherung mit dem Westen sucht der Iran also weitere Nischen, um die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates zu umgehen.