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Opec erhöht Ölfördermengen nicht

Von Arian Faal

Wirtschaft

Iran, Venezuela und Algerien setzen sich durch. | Wien. Das brisante 159. Ministertreffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) am Mittwoch in Wien endete mit einem Überraschungstriumph für den Iran: Die derzeitigen Ölfördermengen werden entgegen allen Spekulationen nicht erhöht.


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"Die Opec hat eine Entscheidung über eine Ausweitung der Ölfördermengen vertagt. Es gibt keine Einigung, jedoch könnte in etwa drei Monaten ein Sondertreffen stattfinden. Die Welt ist jedoch gut mit Öl versorgt und die Voraussetzungen für Marktstabilität sind gegeben. Wir sehen ein hohes Maß an Unsicherheit in der Weltwirtschaft und ich verweise auf die hohe Arbeitslosigkeit und die Schuldenkrise in einigen Industriestaaten", erklärte der iranische Opec-Vorsitzende Mohammad Aliabadi.

Tagsüber war es zwischen den zwölf Opec-Mitgliedsstaaten, die zusammen etwa ein Drittel des weltweit verfügbaren Erdöls fördern und 80 Prozent der Reserven kontrollieren, zu einer hitzigen Debatte gekommen. Saudi Arabien hatte sogar schon angekündigt, dass die Erhöhung der Förderquoten quasi beschlossene Sache sei.

Nach-und-Nebel-Aktion

Doch dann kam beim wichtigen Treffen - das wegen Ungereimtheiten der Mitgliedsländer von 2. auf 8. Juni verschoben worden war - alles anders. Schon im Vorfeld war lange Zeit unklar, wen der Iran zu dem wichtigen Treffen entsenden würde. Da war davon die Rede, dass Präsident Mahmoud Ahmadinejad, der sich vor knapp einem Monat zum Unmut des Parlaments zum Erdölminister ernannt hatte, selbst kommt oder seinen Wirtschaftsminister schickt. Dann wurde vergangenen Donnerstag auf Druck des iranischen Parlaments in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Ahmadinejads langjähriger Vertrauter Mohammad Aliabadi als interimistischer Ölminister und somit auch als Opec-Chef nominiert und sorgte bei der Eröffnung der Konferenz als "unbeschriebenes Blatt in der Ölbranche" (Zitat eines Opec-Vertreters) für großes Staunen.

Bei der Kernfrage der Verhandlungen, ob es zu der Erhöhung der Förderquoten, die seit Ende 2008 unverändert bei 24,845 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag liegen, kommen soll, konnte Aliabadi dennoch gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Algerien und Venezuela punkten. Die von Riad gewünschte und von Washington forcierte Fördermengenerhöhung wurde zumindest vorläufig abgewendet.

Libyens Sessel blieb am Vormittag zunächst leer, der Vertreter aus Tripolis traf erst gegen Ende der Sitzung ein. "Niemand will mit den Gaddafis reden, aber gleichzeitig hat die Opec keine Befugnisse, mit den Rebellen zu verhandeln", fasste Sadad al-Husseini von Husseini Energy in Riad das Dilemma in Wien zusammen. Ab Mittwochmittag war klar, dass die Opec sich zum ersten Mal seit 21 Jahren (seit dem Einmarsch des Irak in Kuwait) in der Situation befand, dass Mitgliedsländer unterschiedliche Fraktionen im Konflikt eines oder mehrerer Opec-Staaten unterstützen. Das Problem: Aufgrund des Bürgerkriegs ist Libyen als Exporteur de facto ein Totalausfall. 1,5 Millionen Barrel dürfte das Land fördern - 0,2 Millionen sind es im Augenblick. Das macht Libyen zu einem Unsicherheitsfaktor im Öl-Kartell.

Abschließend einigten sich die Mitglieder des Erdöl-Kartells darauf, dass die Staaten die weitere Entwicklung der Marktsituation genau prüfen und bei Bedarf weitere Schritte vereinbaren würden.