Zum Hauptinhalt springen

Opel steht vor dem Konkurs

Von WZ Online

Wirtschaft

Angesichts eines Finanzlochs von schätzungsweise einer Milliarde Euro ruft der Traditionsautobauer Opel nach Hilfe vom deutschen Staat. Das Unternehmen braucht angesichts eines Absatzeinbruchs und der dramatischen Krise bei der Konzernmutter General Motors eine Bürgschaft von Bund und Ländern. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte vor einem Konkurs von Opel mit dramatischen Folgen für die gesamte deutsche Autoindustrie.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit von Opel auch in dieser global schwierigen Situation sichern," sagte Opel-Chef Hans Demant. Die eventuell benötigten Mittel würden für Investitionen in Produktentwicklung und Fertigungsanlagen in den deutschen Werken eingesetzt und keinesfalls außerhalb Europas genutzt. Opel habe aber kein Liquiditätsproblem. Es handle sich nur um den theoretischen Fall, dass wegen der Krise bei Mutterkonzern die Finanzströme aus den USA nicht weiter liefen.

Zu den Verhandlungen erklärte auch der Vorsitzende des Opel-Gesamtbetriebsrates, Klaus Franz: "Ziel der aktuellen Gespräche ist, Vorbereitungen für die Absicherung zusätzlicher Darlehen zu treffen, da sich die globale Finanzsituation des Mutterkonzerns General Motors verschlechtert hat." Die Bundesregierung lud die Länder mit Opel-Standorten für Dienstag nach Berlin ein.

Sprecher von Wirtschafts- und Finanzministerium teilten mit, das Problem könne nur gemeinsam mit den Standortländern angegangen werden. Das Wirtschaftsministerium erklärte, Opel müsse belastbare Zahlen auf den Tisch legen, um die Situation analysieren zu können.

Opel ist bereits in Gesprächen mit der Bundesregierung sowie den Regierungen von Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, in denen es Werke gibt. Ausgelöst wurde die Krise offenbar durch drohende Forderungsausfälle von Opel gegenüber General Motors. Dem Mutterkonzern droht angesichts eines massiven Absatzeinbruchs das Aus.

"Das, was bei Opel in der Debatte ist, übersteigt die Kräfte der Bundesländer", sagte der hessische Ministerpräsident Roland Koch. Der CDU-Politiker schlug vor, dass der Bund von der notwendigen Milliardenbürgschaft für Opel zwei Drittel übernimmt, die betroffenen vier Länder das restliche Drittel: "Ich unterstelle, dass es da niemand gibt, der nicht helfen will." Opel selbst machte zur Höhe der angestrebten Bürgschaft keine Angaben.

Koch kündigte an, dass das Land seinen Bürgschaftsrahmen für das kommende Jahr auf 500 Millionen Euro erweitern will, um neben Opel auch der hessischen Autozulieferindustrie beistehen zu können. Auch die Regierungen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen erklärten sich bereit, an einer Bürgschaft für Opel mitzuwirken. "Wir werden alles tun, um die deutschen Standorte zu sichern und die Interessen der Arbeitnehmer zu wahren", sagte Ministerpräsident Kurt Beck.

"Opel darf nicht untergehen", betonte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in Düsseldorf. Sein Land sei bereit, sich an einer Bürgschaft zu beteiligen und werde alles tun, um die Arbeitsplätze am Standort Bochum zu erhalten. Das Werk sei wettbewerbsfähig.

"Ohne die Bürgschaft geht Opel in Konkurs", sagte Autoexperte Dudenhöffer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Der Autobauer werde ohne Bürgschaft von den Banken kein Geld mehr bekommen. "Dann stehen bei Opel die Bänder endgültig still." Danach sei eine Kettenreaktion in der Branche zu befürchten: "Dann werden die Zulieferer nicht mehr liefern, die Händler bekommen keine neuen Autos mehr und brechen zusammen. Damit wird es zu einem Massensterben in der Autoindustrie kommen."

Siehe auchKrise wie ein Tsunami