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Opel: Zwanzig Prozent werden entlassen

Von WZ Online

Wirtschaft

Die Zukunft des Autobauers Opel kann voraussichtlich nur mit einem Verlust von Arbeitsplätzen gesichert werden. Alle drei Übernahme-Angebote für das Europa-Geschäft der Opel-Mutter General Motors sehen Regierungskreisen zufolge einen deutlichen Stellenabbau vor. Davon seien auch die vier deutschen Opel-Werke betroffen.


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Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge könnten europaweit rund 10.000 Stellen wegfallen. Das wäre fast jeder fünfte der 55.000 Arbeitsplätze von Opel in Europa.

Die Offerten des italienischen Autobauers Fiat, des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna und des US-Finanzinvestors Ripplewood sehen den Kreisen zufolge auch hohe Staatsbürgschaften vor. Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kündigte erste Bewertungen der Konzepte für Freitag an.

Spätestens Anfang nächster Woche soll in den USA und bei der deutschen Bundesregierung eine Vorentscheidung fallen, rechtzeitig bevor GM voraussichtlich am Donnerstag Insolvenz anmeldet. Die zuständigen Minister wollten deshalb schon am Freitag im kleinen Kreis bei Kanzlerin Angela Merkel über die Angebote beraten. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liege allerdings in den Händen von GM, betonte das Wirtschaftsministerium. Guttenberg sagte der ARD am Donnerstag: "Wir müssen morgen eine Bewertung vornehmen". Dann würden unterschiedliche Kriterien angelegt, fügte er hinzu. Um Übernahmeverhandlungen zu ermöglichen, die sich bis zum Herbst hinziehen dürften, will der Bund mit einem Treuhand-Modell eine Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Euro bereitstellen.

Laut "Bild"-Zeitung will Fiat sich eine Opel-Übernahme mit Bürgschaften von bis zu sieben Milliarden Euro absichern lassen. Europaweit sollten nach dem Fiat-Konzept 18.000 Stellen gestrichen werden, allerdings nicht nur bei Opel, sondern auch bei Fiat. Das Magna-Konsortium kalkuliere mit einem Finanzbedarf von fünf Milliarden Euro und wolle nahezu gleichmäßig über Europa verteilt 10.000 Jobs streichen. Der Finanzbedarf bei Ripplewood betrage unter fünf Milliarden Euro. Der Stellenabbau liege in einer ähnlichen Größenordnung wie bei Magna.

Falls sich kein Bieterkonzept als tragfähig erweist und GM sich nicht auf das deutsche Treuhand-Modell einlässt, droht Opel die Insolvenz. Betriebsratschef Franz kündigte deshalb in der "FAZ" einen Notfallplan an: Die Beschäftigten könnten mit den Opel-Händlern den Autobauer selbst übernehmen. In einem vorab veröffentlichten Interview der "Welt" (Freitagausgabe) betonte er allerdings die Vorzüge des Ripplewood-Gebots. "Das Konzept von Ripplewood ist absolut logisch und nachvollziehbar", sagte Franz. Das Angebot muss ernsthaft geprüft werden."

Indes sieht sich Fiat-Chef Sergio Marchionne einem Bericht der Zeitung "La Stampa" zufolge auf Erfolgskurs. "Fiat hat eine Chance von mehr als 50 Prozent, bei Opel zum Zuge zu kommen", sagte der Manager. Einem Bericht von "Automotive News" zufolge hat Fiat zwei verschiedene Gebote vorgelegt - eines mit und eines ohne eine Offerte für das GM-Lateinamerika-Geschäft. Die Gebote seien am Mittwoch der Commerzbank-Tochter Dresdner Kleinwort übermittelt worden, berichtete die Zeitung im Internet. Einem Medienbericht zufolge favorisiert GM für Opel allerdings den Zulieferer Magna. Fiat rangiere erst an dritter Stelle, berichtete "Spiegel online" ohne Nennung einer Quelle.

Fiat benannte unterdessen Berater für eine Abspaltung und einen Börsengang seiner Autosparte. Neben dem US-Institut Goldman Sachs sollten die beiden italienischen Banken Unicredit und Intesa Sanpaolo ein solches Vorhaben weltweit koordinieren, teilte Fiat mit. Anfang des Monats hatte Fiat erklärt, nach Ausgliederung der eigenen Autosparte und Verschmelzung mit GM Europe sowie den Chrysler-Anteilen wäre auch ein Börsengang des neuen Unternehmens denkbar. (APA)