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Opels Adam ist ein halber Wiener

Von Helmut Dité

Politik

Stark ausgeweiteter Export in außereuropäische Märkte lässt Asperner Motoren- und Getriebewerk florieren.


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Wien. Wien ist anders - das gilt auch für den General-Motors-Autokonzern und seine europäische Tochter Opel: Während in den deutschen Opel-Werken angesichts der tiefen Absatzkrise vor allem in Südeuropa verlängerte Weihnachtsferien und Kurzarbeit im Jänner angekündigt werden und die Produktion im Werk Bochum 2016 ganz auslaufen soll, bereitet man sich im Motoren- und Getriebewerk in Wien-Aspern auf steigende Produktion im kommenden Jahr vor. Die Gründe dafür: Fast jedes dritte Aggregat aus Aspern geht bereits in außereuropäische Werke, von den USA bis nach China. Und: Die beiden großen neuen Hoffnungsträger für den Verluste schreibenden Autobauer Opel, der City-Flitzer Adam und der Kompakt-SUV Mokka, bekommen Motoren und Getriebe aus Aspern.

Opel Wien hatte 2011 die Produktion von Motoren und Getrieben um knapp elf Prozent auf mehr als 1,55 Millionen Stück gesteigert - und damit den Rekordwert aus 2007, dem Jahr vor der Wirtschaftskrise, mit damals mehr als 1,57 Millionen Stück fast wieder erreicht. Im zu Ende gehenden Jahr 2012 blieb auch das Asperner Werk von der Absatzkrise Opels nicht ganz verschont. Das Werk am nordöstlichen Wiener Stadtrand - mit rund 2000 Mitarbeitern das weltweit größte Powertrain-Werk von General Motors - lief aber das ganze Jahr über in drei Schichten im Motorenbau und in zwei Schichten im Getriebebau, wie Generaldirektor Michael Lewald der "Wiener Zeitung" bestätigte. Kurzarbeit oder gar Entlassungen sind in Wien weiterhin "kein Thema", hatte Werkssprecherin Elisabeth Schuller angesichts der jüngsten Hiobsbotschaften aus Deutschland bekräftigt. Auch die Werksferien zu Weihnachten werden nicht verlängert, ab 2. Jänner heißt es wieder "Volldampf".

Fast jedes dritte Aggregat für Märkte außerhalb Europas

Während die Lieferungen an die europäischen Werke heuer rückläufig waren - Opel verkaufte zuletzt auch in Österreich um gut ein Viertel weniger Autos als im Vorjahr -, wurde für Aspern der Export zu außereuropäischen Werken wichtiger. Wurden die Aggregate aus Wien bis vor wenigen Jahren zu mehr als 95 Prozent für die Marke Opel gebaut, stiegen die Lieferungen in außereuropäische Werke von General Motors heuer schon auf einen Anteil von mehr als 30 Prozent an. Zu den USA, Russland, China, Australien, Korea, Brasilien und Mexiko kamen 2012 auch Indien und Südafrika als Märkte dazu.

"Unsere modernen Motoren und Getriebe sind beim weltweiten Trend der Automobilindustrie zum ,Downsizing‘ und Spritsparen mehr und mehr gefragt", erläutert Lewald. Der neue Asperner "Parademotor" - neben den bewährten kleinvolumigen eco-tec-Motoren - etwa ist ein 1,4-Liter-Turbomotor, der statt eines früher eingesetzten 1,8-Liter-Benziners auch in die mittleren Modelle des Konzerns eingebaut wird - er bringt mehr Leistung bei fast um ein Fünftel reduziertem Spritverbrauch. Seit 2010 einer der ersten dieser Turbo-Motoren - als Jubiläumsaggregat zur Feier "30 Millionen Motoren und Getriebe aus Aspern seit der Werksgründung 1982" - auf die Reise in das amerikanische GM-Werk in Lordstown/Ohio ging, laufen auch Chevrolet-Modelle mit diesem Motor von den Bändern in den USA und in Südkorea.

Dass sogar gut die Hälfte der 2012 in Aspern abgebauten rund 100 Leiharbeitskräfte demnächst wieder eingestellt werden, will Michael Lewald nicht bestätigen - der 47-jährige Diplom-Ingenieur, der im August des Vorjahrs von Opel-Eisenach nach Wien wechselte, gibt sich überhaupt eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Erfolge herauszustreichen. Dass es 2013 aber wieder stärker aufwärts geht in Aspern, das bestätigt er gerne: Denn die beiden großen Hoffnungsträger bei Opel, die Modelle "Mokka" und "Adam", werden zu einem großen Teil mit Aggregaten aus dem Wiener Werk auf die Straße kommen - der Lifestyle-Cityflitzer Adam wird in Eisenach sogar ausschließlich mit Motoren und Getrieben aus Aspern ausgerüstet. "Ädäm", wie die Opel-Leute ihn ausgesprochen haben wollen, ist also ein halber Wiener.

Neben den fortschrittlichen Produkten und Produktionssystemen - gut 100 Millionen Euro wurden 2011 und heuer wieder investiert, damit Aspern "eines der produktivsten Werke von General Motors weltweit" bleibt - hebt Lewald als Erfolgsfaktor vor allem "hohe Kompetenz, Innovationsbereitschaft und Flexibilität, gepaart mit hohen Ausbildungsstandards" der Mitarbeiter hervor.

Gleich 135 der rund 2000 Mitarbeiter sind übrigens in Aspern seit Anbeginn dabei, wie heuer im September bei der 30-Jahr-Feier des Werks stolz berichtet wurde. Stolz war bei diesem Anlass auch auf die Bilanz der von der Belegschaft eingebrachten mehr als 140.000 Verbesserungsvorschläge, die 43 Millionen Euro Kosteneinsparungen brachten.