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Oper für alle, die keine Oper mögen

Von Christina Böck

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Der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag ist ja auch so eine Definitionssache. Wenn man sagt, dass Menschen im bunten Overall dazugehören, die im Windkanal nach Geldscheinen haschen, wie beim ORF-Vorabendvergnügen "Moneymaker", dann geht man von einer eher breiter gefassten Definition aus. Dass sich da die Hochkultur anstrengen muss, um im Entertainment-Faktor nachzuziehen, ist schlüssig. Deshalb hat der ORF wohl am Freitag auf eine kuriose "Backstage-Version" bei der Übertragung der Oper "Turandot" von der Bregenzer Seebühne gesetzt. Drei Moderatoren schlichen während der Aufführung
im Bauch der Produktion herum und flüsterten mit Mitarbeitern im Hintergrund. Skandalös nur, dass die öde Oper oft minutenlang die kompetenten Moderatoren unterbrach. Aber nicht mit Barbara Rett: Die Menschen da draußen haben ein Recht auf Information. Deswegen ließ sie sich auch von anschwellender Dramatik auf der Bühne nicht aus der Ruhe bringen, um eine eben per Todesfall aus der Handlung geschiedene Sängerin zu befragen: "Und was jetzt? Dusche?" Wenig Sinn für Edutainment hatten Technikmitarbeiter, die sich partout nicht von ihrer sensiblen Arbeit ablenken lassen wollten. Weil sie so unkooperativ waren, musste man wieder der öden Singerei, mitunter ganze Arien lang, auf der Bühne zusehen. Das undankbare TV-Publikum floh laut Media-Research bereits nach einer halben Stunde in großem Stil. Wie die Quoten der Opernübertragung von "Turandot" ohne Backstage-Unterbrechung dann am Sonntag auf ORF III waren, wird dort leider nicht aufgelistet.