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Glanz und Glorie in Wiens "Schwesterstadt" an der Donau: Am 21. Februar, also zwei Tage nachdem in der Wiener Oper die Sektkorken knallten und sich die internationale Prominenz einmal mehr ein Stelldichein gegeben hat, zieht Budapest nach. Dort findet heuer zum neunten Mal ebenfalls ein Opernball statt. Das Wiener Vorbild wird dabei allerdings höchst ungenügend kopiert, wie Kritiker des Events meinen.
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Dabei kann das Ballereignis auf eine lange Tradition verweisen: Am 2. März 1896 gab sich Ungarns Aristokratie im Budapester Opernhaus erstmals ein Stelldichein. Mit dabei natürlich auch Prominenz aus Industrie und Finanzwelt.
Die Dekadenz des "Fin de siécle" brachte es mit sich, dass der Budapester Opernball zeitweise sogar jeden Monat stattfand. 1934 übrigens zum letzten Mal, und das für lange Zeit: Danach folgten der Zweite Weltkrieg und die Herrschaft der KP. Für derartige Lustbarkeiten war kein Platz mehr.
Seit 1996 gibt es den Ball wieder; als "Festival zeitloser österreichischer Tradition" wird er von den Veranstaltern gepriesen. Und man lässt sich einiges einfallen, um den etwa 2.500 zahlenden Gästen etwas bieten zu können. Jedes Jahr wird das Fest von einem anderen europäischen Land inspiriert, heuer ist Deutschland an der Reihe. Das Orchester intoniert demnach Wagner, zu "Ritt der Walküre" wird der Tanzreigen eröffnet. Aber keine Angst: Das ungarische Element kommt nicht zu kurz. Dafür sorgt das Staatsballett, das neben Brahms natürlich auch einen flotten Csárdás aufs Parkett legen wird.
Nachdem letztes Jahr die französische Schauspielerin Catherine Deneuve als Stargast geladen war, wird sich heuer ein ehemaliges Aushängeschild der DDR, die Eiskunstläuferin Katharina Witt die Ehre geben. Auch Außenminister Joschka Fischer hat sein Kommen nach Auskunft der Organisatoren bereits zugesagt. Ungarische Prominenz ist mit Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész und der gesamten Ministerriege vertreten.
Wer sich das unbedingt anschauen möchte, der hat Glück: Der Kartenvorverkauf (Reisebüros können weiterhelfen) ist noch nicht abgeschlossen. Nach österreichischer Prominenz - das sei vorausgeschickt - wird man allerdings vergeblich Ausschau halten. Sarolta Horváth vom Organisationsbüro des Opernballs betont aber, dass sich in der Vergangenheit sehr wohl auch Österreicher - vor allem in Ungarn tätige Unternehmer - unter den Gästen befunden hätten. Manch einer musste dafür tief ins Gesparte greifen. Ein Logenplatz ist für 800 Euro zu haben, wer an einem Tisch sitzen möchte, zahlt die Hälfte. Die "billigen Karten" gibt's für 200 Euro. Ein Teil des Erlöses kommt heuer übrigens der Budapester Denkmalpflege zugute.
Von diversen ungarischen Frauenzeitschriften gepriesen, wird der Budapester Opernball von Qualitätszeitungen regelmäßig verrissen. Budapest vermisse das "tragende Element" für derartige Veranstaltungen, meint etwa der deutschsprachige "Pester Lloyd", der das "gewachsene, gebildete und reiche Bürgertum" vermisst und stattdessen auf "die eigenen Neureichen" stößt, "die sich zeigen, ohne etwas vorweisen" zu können: "Kleinbürger und Touristen, die ein wenig Wiener Glanz, den man sich dort nicht leisten kann, einfangen wollen." Und das alles, obwohl Budapest doch die "vielleicht attraktivere" Schwesterstadt sei, ärgert sich die Wochenzeitung.