Die Führungsrolle beim Einsatz der multinationalen Friedenstruppe in Osttimor ist für Australien Gefahr und Chance zugleich. Auf dem fünften Kontinent wird der Mission enorme Bedeutung | beigemessen: Premierminister John Howard lud am Mittwoch sofort nach Erteilung des UNO-Mandats Oppositionsführer Kim Beazley ein, gemeinsam die Truppen in Darwin zu verabschieden. Dies ist eine | Geste, die an einen Staat im Kriegszustand erinnert.
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Howard will sich mit der Einladung auch den politischen Beistand seines Konkurrenten für den Fall sichern, dass junge Soldaten aus Osttimor in Särgen zurückkommen. "Es kann Opfer geben", räumte
der Regierungschef ein.
Er will 4.500 Soldaten aufbieten, so viele wie seit dem Vietnamkrieg nicht mehr. Damals starben 501 Australier als treue Alliierte der Vereinigten Staaten.
Am Dienstag hatte UNO-Generalsekretär Kofi Annan Australien offiziell das Kommando über die internationale Friedenstruppe für die Unruheregion Osttimor angeboten. Die Führungsrolle Australiens für
die Osttimor-Truppe ist aber in der Region überaus umstritten. Bilder von pro-indonesischen Milizionären, die von australischen Soldaten erschossen wurden, könnten dem Image Australiens in Asien
schweren Schaden zufügen. Ein unblutiger Erfolg der Friedenstruppe würde dagegen das Ansehen Australiens enorm verbessern und die weitere Integration des fünften Kontinents in den asiatischen Raum
fördern.
Vom bevorstehenden Einsatz aber hängt vor allem das Verhältnis Australiens zu Indonesien ab. In Jakarta haben antiaustralische Demonstrationen bereits einen Vorgeschmack auf mögliche künftige
Auseinandersetzungen gegeben. Australien war bisher das Indonesien-freundlichste Land der westlichen Welt. Canberra hatte als einziges westliches Land die völkerrechtswidrige Annexion Osttimors durch
Indonesien anerkannt, was nach Ansicht vieler politischer Kommentatoren der schwerste Fehler der australischen Außenpolitik gewesen ist.
Die Australier begrüßen den Truppeneinsatz fast uneingeschränkt. Das Thema Osttimor beherrscht seit Tagen die Nachrichten in einem Land, dessen Bevölkerung sonst an Außenpolitik wenig Interesse hat.
Zehntausende Menschen sind auf die Straße gegangen, um für eine schnelle Entsendung von Truppen zu demonstrieren, damit das Leid der Timoresen endlich beendet wird.