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Optimismus in der Autostadt

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Mehr Fahrzeuge verkauft als je zuvor. | Im Vorjahr 105 Mrd. Euro Umsatz. | Wolfsburg. Der Himmel über Wolfsburg war zunächst unschlüssig, dann entschied er sich aber doch für einen Schimmer von Blau - passend zum Optimismus, den der neue Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn bei der Bilanzpräsentation am Freitag im Forum-Saal der "Autostadt" versprühte: "VW kann und wird nicht nur die meisten, sondern auch die besten Autos bauen."


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Nach dem harten Sanierungskurs seines Vorgängers Bernd Pischetsrieder mit dem Abbau von 20.000 deutschen VW-Arbeitsplätzen hat der zu Jahresanfang von der Spitze der erfolgreichen Ingolstädter Konzerntochter Audi nach Wolfsburg gewechselte studierte Automobilingenieur ein einfaches Rezept für die Sicherung der Arbeitsplätze: "Es gibt nix besseres, als zu wachsen und mehr Autos zu verkaufen." Und dafür wieder gebe es nichts Besseres, als noch mehr neue, attraktive Produkte anzubieten. Bei Audi hat er in den letzten Jahren vorgeführt, was er meint: "Dort produziert die Belegschaft, die vorher 650.000 Fahrzeuge pro Jahr schaffte, jetzt 930.000 Autos."

Audi hat auch 2006 mit einem operativen Ergebnis von knapp zwei Mrd. Euro den Löwenanteil zum Konzernergebnis von 4,4 Mrd. Euro (vor Sonderposten, plus 51,7 Prozent gegenüber 2005) beigetragen. Bei der Kernmarke VW sei man mit der Restrukturierung vorangekommen, erläuterte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch: Deren Ergebnis konnte von 516 Mio. auf 1,4 Mrd. Euro fast verdreifacht werden. Als Gewinn nach Steuern verbuchte der Konzern 2,8 Mrd. Euro - nach 1,1 Mrd. im Jahr davor.

Hoffnungsmarkt Indien

Auch sonst sind die Zahlen gut: Europas größter Autobauer hat mehr Fahrzeuge verkauft als je zuvor - 5,7 Millionen Stück weltweit, um 9,4 Prozent mehr als 2005. Der Umsatz wuchs um 11,6 Prozent auf 105 Mrd. Euro. Auch in den insgesamt stagnierenden Märkten Deutschland und Europa konnte Volkswagen zulegen und seinen Marktanteil ausweiten. In Westeuropa kommt inzwischen jedes fünfte Auto von einer VW-Konzernmarke, weltweit stieg der Marktanteil von 9,1 auf 9,7 Prozent.

Winterkorn will die führende Position in Europa weiter ausbauen, die großen Hoffnungsmärkte sind jedoch China, Russland, vor allem aber Indien. Für 2007 kündigte Winterkorn "weiter steigenden Absatz und ein nochmals verbessertes Ergebnis" an, 2008 will er "mindestens" 5,1 Mrd. Euro operatives Ergebnis vor Sonderposten einfahren. "Alle Marken sind "im Vorwärtsgang", sagt Winterkorn. Die ersten beiden Monate 2007 geben ihm recht: Die VW-Marken haben ihren Absatz weltweit um 8,3 Prozent gesteigert.

Zwischen PS und CO 2

Den Spagat zwischen PS-freudigen Kunden und klimanotwendiger Schadstoff- und Verbrauchsreduktion sieht Winterkorn lösbar, gerade VW sei "Innovationsführer" bei der Entwicklung spritsparender Fahrzeuge. "Beim Genfer Salon vor drei Tagen haben wir den Passat Blue-Motion vorgestellt: ein antriebstechnisches Meisterstück mit sensationell geringem Verbrauch von 5,1 Liter Diesel bei einer Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h." Damit könne auch in der Mittelklasse der Erfolg des kleinen Polo "Blue Motion" wiederholt werden. Der ist mit 102g/CO 2 pro Kilometer eines der saubersten Autos auf dem Markt. Die VW-Aktie stieg an einer insgesamt schwachen Frankfurter Börse um gut zwei Prozent, erreichte zwischendurch sogar ein Allzeithoch.