Wird die Fed zum Aktien-Spielverderber? Welche Rolle spielt die Inflation? Ein Ausblick auf 2022.
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In den vergangenen Wochen hat die US-Notenbank Fed die Rhetorik hinsichtlich ihrer Geldpolitik spürbar verschärft. So wurde in Aussicht gestellt, dass die Anleihekäufe bereits im ersten Quartal eingestellt und in weiterer Folge die Leitzinsen angehoben würden. Mittlerweile wird diskutiert, ab wann die Fed ihre Anleihebestände wieder reduzieren wird. All das hat zweierlei bewirkt: Erstens hat sich die gesamte US-Zinskurve spürbar nach oben verschoben. Zweitens stellen sich viele Marktteilnehmer die bange Frage, ob die Fed heuer zum Spielverderber am Aktienmarkt wird. Deutlich höhere Zinsen wären ja schlecht für die Aktienmärkte.
Befeuert wird die Diskussion zusätzlich von den Aussagen namhafter US-Banker, die für heuer bis zu sieben Zinsanhebungen erwarten. Das scheint aber übertrieben an. Tatsächlich ist es zumeist die Geldpolitik, die letztlich zu den größeren Rückschlägen an den Aktienmärkten führt - zuletzt gesehen im Jahr 2018. Die Ängste sind also berechtigt. Zu berücksichtigen ist allerdings neben der Veränderung der Leitzinsen und der gesamten Zinskurve auch das Niveau. Hier starten wir am kurzen Ende gleichsam bei null und liegen bei zehnjährigen Anleihen trotz der jüngsten Anstiege nach wie vor deutlich unter der 2-Prozent-Marke. Somit ist es noch ein weiter Weg, bis die Geldpolitik die Schwelle von "weniger unterstützend" zu "bremsend" überschreiten wird. Und bis dahin finden die Aktienmärkte ein konstruktives Umfeld vor.
Inflations- und Wachstumsschub in den USA bei Staatsanleihen
Im Umfeld steigender Renditen waren wir zuletzt bei europäischen, britischen und US-Staatsanleihen vorsichtig. Vor allem in den USA ist relativ zur Eurozone und Großbritannien ein stärkerer Inflations- und Wachstumsschub zu erwarten, weshalb sich deren Renditeabstände tendenziell ausweiten sollten. Das Schwellenländer-Hartwährungssegment ist nicht nur etwas attraktiver bewertet, sondern hier dürfte sich auch mittelfristig die aktuell negative Nachrichtenlage etwa in der Türkei, Russland, der Ukraine oder Kasachstan etwas entspannen.
Keine erhöhten Ausfallsrisiken bei Unternehmensanleihen erkennbar
Nachdem die Notenbanken heuer einen deutlich restriktiveren Pfad einschlagen werden, wird die Entwicklung der Credit-Spreads, neben allgemeinen Konjunkturdaten, stark von den Berichtssaisonen abhängen. Hier ist noch von einer soliden Entwicklung auszugehen. Erhöhte Ausfallsrisiken sehen wir am Euro-Corporate-Bond-Markt aufgrund der hohen Cash-Bestände der Unternehmen nicht.
Risikofaktor Notenbankpolitik bei Aktienmärkten der Industrieländer
Die internationalen Aktienmärkte haben sich in den vergangenen Wochen etwas konsolidiert. Als bestimmendes Thema wurde Omikron (trotz nach wie vor hoher Zahlen) eindeutig vom Themenkomplex Inflation/Zinsanhebungen abgelöst. Eine schnellere und stärkere (als aktuell erwartete) Rückführung der expansiven Notenbankpolitik der vergangenen Jahre stellt einen der Risikofaktoren für heuer dar. In Summe sehen wir die Notenbankpolitik aber auf Sicht der nächsten Monate als weiter unterstützend an und nutzen daher die aktuell schwächeren Kurse für Zukäufe.
Belastete Aktienmärkte in China und Osteuropa
Obwohl mit Omikron und der damit einhergehenden deutlich gestiegenen Übertragbarkeit eine No-Covid-Strategie immer schwerer aufrechtzuerhalten ist, geht China bisher weiter diesen Weg. Damit sind wieder größere Regionen von Ausgangssperren betroffen. Das belastet Chinas Wachstum und heizt die Lieferkettenproblematik an. In Osteuropa wiederum hat die Zuspitzung der geopolitischen Lage zusehends negative Auswirkungen auf die Region. Bei einer Eskalation der Lage ist hier von deutlichen Auswirkungen auf die gesamten Emerging Markets zu rechnen.
Starker Jahresbeginn im Energiesektor
Die Rohstoffmärkte, insbesondere der Energiesektor, konnten einen sehr starken Jahresbeginn verbuchen. Als das bestimmende mittelfristige Thema sehen wir weiterhin, dass die Unternehmen trotz gestiegener Preise sehr zurückhaltend bei Investitionen (und damit zukünftigem Angebot) sind. Diese Vorsicht dürfte zu keiner raschen Entspannung auf der Angebotsseite führen und daher die Rohstoffpreise weiter unterstützen.