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Vor einiger Zeit habe ich in Wien einmal eine Diskussion zum Thema "Sciencefiction" besucht, die von Barbara Rett moderiert wurde. Wie jeder, kenne ich sie aus dem Fernsehen. Bei dieser
Veranstaltung sprang mir jedoch geradezu ins Auge, dass sie sich von der damenhaft stilisierten Kulturmoderatorin erheblich unterschied, die ich vom Fernsehen her zu kennen meinte. Sie schien jünger
zu sein als auf dem Bildschirm, auch sehr viel lebhafter und überdies ein wenig kleiner, als ich sie mir auf Grund der TV-Eindrücke vorgestellt hatte.
Diese verblüffende Erfahrung wiederholte sich in der vergangenen Woche angesichts einer anderen Person, die mir bis dahin nur via Fernsehen bekannt war: In einer politischen Diskussionsveranstaltung
sah ich zum ersten Mal Caspar Einem in voller Lebensgröße. Und auch bei ihm fielen mir vor allem Unterschiede zu seiner TV-Erscheinung auf. Genau wie bei Barbara Rett hatte ich auch bei ihm das
Gefühl, das Fernsehen raube ihm einiges von der Spontaneität, die ihm zur Verfügung stand, während keine Kameras liefen.
Das heißt kurz gesagt: Sowohl die Kulturjournalistin als auch der Politiker gefielen mir in Natura besser · obwohl ich gegen ihre Fernseherscheinung auch nichts habe. Noch wichtiger ist aber
die Erkenntnis, dass ein Fernsehbild etwas anderes ist als ein unmittelbarer Eindruck. Das sollte man auch im Zeitalter der "virtual reality" gelegentlich bemerken.