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Orange Sonnenfinsternis

Von Walter Hämmerle

Politik

Haiders Partei vor unsicherer Zukunft ohne seinen Gründer. | Strache-FPÖ hat Krise überwunden. | Wien. Vierzehn Tage vor diesem denkwürdigen Montag einigten sich die beiden Streithähne noch auf einen Friedensvertrag. Und auf eine Machtteilung in der Partei. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.


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Vor fünf Jahren, am 4. April 2005, einem Montag, erklärten Jörg Haider, das blaue Regierungsteam, der Großteil des Klubs sowie die mächtige Kärntner Landesgruppe ihren Austritt aus der FPÖ und die Gründung des Bündnis Zukunft Österreich - BZÖ.

Anzeichen dafür gab es bereits, ging diesem Schritt doch ein monatelanger Machtkampf zwischen Haider und seinem internen Rivalen Heinz-Christian Strache, damals aufstrebender Wiener Landesobmann, voran. Strache und seine Getreuen, darunter etwa der damalige Volksanwalt Ewald Stadler und der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer, wollten so schnell wie möglich raus aus der Regierung und zurück zum radikalen Oppositionskurs der FPÖ in den 90er Jahren.

Haider in der Enge

Haider sah sich dadurch in die Enge getrieben, eine offene Machtprobe auf einem Parteitag stand zur Debatte - mit einer absehbaren Kampfabstimmung zwischen dem Kärntner Landeshauptmann und Strache.

Dass Haider die Flucht nach vorn antrat, zeigt, dass er sich der blauen Basis nicht mehr sicher war. Zu sehr hatte die Regierungsbeteiligung seit 2000 und die zahllosen Richtungsstreitereien und Personalwechsel für Verunsicherung gesorgt - allein im Bund von 27 Prozent 1999 auf 10 Prozent 2002.

Haider stürzte damit die FPÖ in eine existenzielle Krise, es tobte ein beinharter Kampf um Schulden und Vermögen der Partei. Letztlich gelang es Strache, die FPÖ zu konsolidieren und acht von neun - alle bis auf Kärnten - auf die FPÖ zu verpflichten.

Dafür ging es mit dem BZÖ bergab: 2006 schaffte man gerade noch den Einzug in den Nationalrat, bei sämtlichen Landtagswahlen scheiterten die Orangen grandios. Doch als man glaubte, das BZÖ sei bereits wieder Vergangenheit, verhalf Haider seiner Schöpfung 2008 sensationell zur Wiederauferstehung: Mit 10,7 Prozent ließ das BZÖ sogar die Grünen hinter sich.

Partei ohne Fixstern

Nur wenige Wochen nach der Wahl raste Haider am 11. Oktober 2008 mit 142 km/h und etlichen Promille im Blut in den Tod. Damit fiel auch für das BZÖ die Sonne vom Himmel. Seitdem muss sich die neue Parteispitze um Josef Bucher gegen die politische Leichenfledderei der anderen Parteien wehren. Strache verleibte sich Ende 2009 die einzige orange Machtbastion, die Kärntner Freiheitlichen, wieder ein.

In den Ländern damit fast inexistent bleibt Bucher damit nur noch der Parlamentsklub, um sein Projekt einer bürgerlichen Alternative zu ÖVP und FPÖ mit dem BZÖ zu verwirklichen. Bisherige Wahlergebnisse und Umfragen deuten allerdings auf einen Todestag im nächsten Wahljahr hin. Das wäre dann 2013, zwei Jahre vor der 10-Jahres-Feier.