Gorbach übernimmt Führung im BZÖ. | Stabilität und Verlässlichkeit als oranger Gründungsgrund. | Auf Wählerfang im wirtschaftsliberalen Lager. | "Wiener Zeitung": Herr Vizekanzler, die Regierungsumbildung scheint fürs erste abgesagt. Können Sie in drei Sätzen sagen, für was das BZÖ eigentlich steht? | Hubert Gorbach: Man sollte nicht vergessen, dass das BZÖ gegründet wurde, um ein zweites Knittelfeld zu verhindern. Wir stehen daher vor allem für Stabilität und Verlässlichkeit, auf dass das, was in der Regierung vereinbart wurde, auch tatsächlich umgesetzt wird. Darüber hinaus wollen wir eine neue Gruppierung in die politische Landschaft setzen, die eine zukunftsorientierte wirtschaftsliberale Politik macht, für die der Mittelstand im Mittelpunkt steht.
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Den Mittelstand betrachtet aber auch die VP als ihre Kernklientel. Hier Wähler zu gewinnen, dürfte für das BZÖ sehr schwer werden.
Es gibt sehr viele bürgerliche Wähler, die nicht die ÖVP oder einen ihrer Bünde wählen wollen und trotzdem sowohl Rot-Grün als auch eine große Koalition verhindern wollen. Diese Menschen sind unsere Zielgruppe. Übrigens natürlich auch die Nichtwähler, die gerade in Wien wieder die mit Abstand größte Partei waren.
Wie sinnvoll ist es, der ÖVP Wähler abzujagen, wenn man Rot-Grün verhindern will? Sollte man sich da als BZÖ nicht vor allem auf die SPÖ-Wähler konzentrieren?
Wir wollen von beiden Großparteien Stimmen gewinnen, um nach der nächsten Nationalratswahl wieder so stark zu sein, um ein entscheidendes Wort bei Regierungsverhandlungen mitreden zu können.
Woher dieser Optimismus nach den verheerenden Niederlagen in Wien und der Steiermark? In der Bundeshauptstadt wurde das BZÖ immerhin sogar von der KPÖ überholt.
Das war tatsächlich schmerzhaft, da gibt es nichts zu beschönigen. Wir haben zu wenig Profil und brauchen auch dringend ein Mindestmaß an Grundstrukturen für die Partei. Anders als bei Landtagswahlen, wo vor allem die persönliche Bekanntheit zählt, spielt sich der Wahlkampf auf Bundesebene jedoch vorwiegend über die Medien ab. Das macht es für uns sicherlich leichter.
*Statt einer Regierungsumbildung wollen Sie neue Persönlichkeiten zusätzlich für das BZÖ gewinnen. Wer soll das sein?
Es geht um personelle Ergänzungen, Namen werden ohnehin ständig von den Medien kolportiert.
Einer dieser Namen, Ex-FP-Klubchef Peter Westenthaler, empfiehlt dem BZÖ einen neuen Namen und neue Inhalte und denkt sogar über eine Neugründung nach. Ist das BZÖ nach den Niederlagen nicht gescheitert?
Nein, auch bei der FPÖ hat man zuletzt immer gesagt: Die Marke ist zerstört. Es liegt an uns, jetzt Profil und Inhalte zu schaffen. Auch wird man sich in Zukunft wohl verstärkt nur auf eine Person konzentrieren müssen.
Wer wird das sein?
Angesichts meiner Aufgaben als Vizekanzler und geschäftsführender BZÖ-Obmann werde ich hier eine entscheidende Rolle spielen.
Und welche Rolle wird in Zukunft Jörg Haider spielen?
Haider wird immer eine wichtige Rolle spielen, weil er ein erfolgreicher Landeshauptmann ist und ein ausgezeichnetes Sensorium für künftige Entwicklungen besitzt.
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