Preise für Zitrusfruchtkonzentrat um ein Drittel höher. | Hersteller von Fruchtsäften geben Teuerung vorerst noch nicht weiter. | Wien. Preisschwankungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen sind an sich nichts Außergewöhnliches. Im Schatten von Getreide, Kaffee & Co. bleibt die Entwicklung bei Orangen jedoch oft unbemerkt. Zu Unrecht, wie ein aktueller Volksbanken-Rohstoffreport zeigt: Die Preise für gefrorenes Orangensaftkonzentrat haben sich zwischen 2004 und 2010 verdreifacht. Aktuell kostet ein Pfund (rund 0,45 Kilo) des Konzentrats saftige 145 US-Cent.
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"Der Preis wird auch in den kommenden Monaten so hoch bleiben", betont Agrarökonom Julian Voss von Agrifood Consulting. Der wichtigste preisbestimmende Faktor sei das immer unbeständigere Wetter.
In Florida, dem weltweit zweitgrößten Anbaugebiet, schmälern der lange kalte Winter und Wirbelstürme die Erntemengen. Zitrusfrüchte werden bereits bei einem leichten Frost von zwei Grad minus geschädigt, selbst wenn dieser nur einige Stunden anhält. In der weltgrößten Anbauregion Brasilien, das rund 80 Prozent der Exporte von Orangensaft liefert, machen demgegenüber Trockenheit und Seuchenbefall den lokalen Bauern zu schaffen. Zudem steht der Orangenanbau in Konkurrenz zu anderen Agrarprodukten. Statt der Zitrusfrucht werden etwa im Südosten Brasiliens zunehmend Zuckerrohr und Eukalyptus für die Zelluloseproduktion angepflanzt.
Schwieriger Anbau
Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage steigt: Die EU nimmt derzeit mehr als drei Viertel aller Exporte auf. Wegen einer "Verwestlichung der Konsumgewohnheiten" werde das orange Fruchtgetränk aber auch in Schwellenländern wie China immer beliebter, so Voss. Vier Unternehmen, davon Cargill und Louis Dreyfuss (USA) sowie Citrosuco und Cutrale (Brasilien) kontrollieren heute 75 Prozent des Weltmarktes. Die Orangenproduktion kann, so wie bei Kakao und Kaffee, nur langsam nach oben angepasst werden. Selbst mit modernen Anbaumethoden dauert es drei bis fünf Jahre, bis ein Orangenbaum Früchte trägt. Erst nach 15 bis 20 Jahren ist die maximale Produktionskapazität erreicht.
Die Preisexplosion des Orangensaftkonzentrats spüren auch die heimischen Fruchtsafthersteller: "In den letzten sechs Monaten betrug der Anstieg 100 Prozent", so Pfanner-Sprecherin Marie-Luise Dietrich. Wann sich die Erhöhung auf die Konsumenten auswirken wird, sei noch offen. "Man muss die weitere Entwicklung beobachten", sagt auch Rauch-Sprecher Daniel Wüstner vorsichtig.